Urteil im OneCoin-Prozess in Münster

Lokalzeit Münsterland 08.01.2024 03:16 Min. Verfügbar bis 08.01.2026 WDR Von Hartmut Vollmari

Milliardenbetrug: Mehrjährige Haft wegen erfundener Kryptowährung in Münster

Stand: 09.01.2024, 07:58 Uhr

Im Mammutprozess um die fiktive Kryptowährung OneCoin muss das angeklagte Ehepaar lange in Haft. Sie müssen vier beziehungsweise fünf Jahre ins Gefängnis.

Von Hartmut Vollmari

Das Grevener Ehepaar hatte rund 320 Millionen Euro von europaweit knapp 90.000 Kunden für die erfundene Kryptowährung OneCoin eingesammelt. Sie wurden wegen Beihilfe zum Betrug im besonders schweren Fall verurteilt. Laut Gericht hatte ein Münchener Anwalt Teile des Geldes auf Überseekonten verschoben.

Er bekam wegen Geldwäsche zwei Jahre und neun Monate Haft. Außerdem müssen alle Verurteilten viel Geld zahlen: zwischen 40.000 und 1,1 Mio. Euro vom persönlichen Vermögen. Während der Staatsanwalt nach dem drei Jahre dauernden Prozess Haftstrafen bis zu fünf Jahren forderte, plädierten die Verteidiger auf Freispruch bzw. eine milde Bewährungsstrafe.

Das Ehepaar aus Greven galt als europäische Finanzzentrale des weltweiten Betrugs mit der fiktiven Kryptowährung. Insgesamt sollen Millionen Kunden um bis zu drei Milliarden Euro betrogen worden sein.

Erfinderin ist eine der meistgesuchten Kriminellen

FBI-Fahndungsfoto von Ruja Ignatova

Erfunden hatte die Kryptowährung die Deutsch-Bulgarin Ruja Ignatova. Sie hatte die fiktive Währung OneCoin zwischen 2014 und 2016 international auf pompösen Veranstaltungen beworben. Ignatova, die selbst ernannte Krypto-Queen, ist abgetaucht. Für das amerikanische FBI gehört sie zu den zehn meistgesuchten Kriminellen.

Betrugsmasche vom Gericht durchleuchtet

Akten auf einem Schreibtisch

Der Prozess in Münster ist nicht der einzige, aber der erste um das Betrugssystem OneCoin. In 43 Verhandlungstagen hat das Landgericht die Masche durchleuchtet. Demnach wurden nach einem Pyramidensystem sogenannte Schulungspakete verkauft, für die die Kunden völlig wertlose Anteilscheine der Kryptowährung bekamen. Per Internet wurde den Käufern dann das „Schürfen“, also das Erzeugen der Währung, vorgetäuscht und eine fiktive Wertsteigerung präsentiert.

Die 50-jährige Manon H. und ihr 71-jähriger Ehemann Frank R. hatten in Greven ein Unternehmen für die Transaktionen gegründet und einen Vertrag mit Ruja Ignatova, der Drahtzieherin des Betruges, geschlossen. Frank R. gilt als Profi mit Pyramidengeschäften, dem so genannten Multi-Level-Marketing.

Aufgeflogen durch Anzeige der Kreissparkasse Steinfurt

Aufgefallen waren die Grevener 2016 durch eine Geldwäscheverdachtsanzeige der Kreissparkasse Steinfurt. Hunderte Buchungen über insgesamt 320 Millionen Euro in wenigen Wochen hatten dort Misstrauen geweckt. Die Angeklagten hatten bei Ihren Bankgeschäften offenbar bewusst alle Hinweise auf OneCoin vermieden. Laut Staatsanwaltschaft kassierte das Grevener Paar mehrere Millionen Euro Provision für einen geringen Aufwand.

Grevener Ehepaar will von nichts gewusst haben

Zwar sollen die Angeklagten nicht alle Einzelheiten des OneCoin Betrugs gekannt haben, aber sie sollen genügend Betrugshinweise bemerkt haben. Darüber hinaus fehlte dem Grevener Ehepaar die nötige Genehmigung für derlei Finanzgeschäfte. Der Münchener Anwalt soll unter Falschangaben 20 Millionen Euro auf Überseekonten abgeleitet haben.

Die Verteidiger hielten dagegen. Die Angeklagten hätten Onecoin stets für eine seriöse Währung gehalten.

"Hinterher ist man eben immer schlauer!" Verteidiger des angeklagten Grevener Ehepaars

Nur für wenige geprellte Kunden gibt es eine Chance auf Entschädigung. Die Staatsanwaltschaft konnte lediglich 28 Millionen Euro sicherstellen.

 Unsere Quellen:

  • Landgericht Münster
  • WDR Reporter vor Ort