IHK Siegen: Hacken für die gute Sache

Stand: 27.09.2022, 15:19 Uhr

Computerspezialisten bieten kontrollierte Angriffe auf die IT-Systeme von Firmen an. Die IHK Siegen-Olpe fördert diese Stresstests mit 7.500 Euro.

Von Mike Külpmann

Sinn der Angriffe ist es, Schwachstellen in den Netzwerken der Firmen zu finden. Dabei verwenden die „guten Hacker“ dieselben Methoden wie ihre kriminellen Gegenstücke. Besonders Email-Anhänge und veraltete Programme bilden das Haupteinfallstor für Datendiebe.

Konten von Kindern gehackt

„Die können dabei äußerst perfide vorgehen.“, erklärt Mark Sobol vom SVA System Vertrieb. So gebe es Fälle, bei denen zunächst die Email-Konten der Kinder von Mitarbeitern gehackt worden seien. Darüber wurden dann Nachrichten an die Firmenadressen der Mitarbeiter verschickt.

"Das ist, als ob eine Welt zusammenbricht." IT-Chef Markus Tesche

Viele öffnen diese Mails samt Anhang dann arglos und infizieren schnell das gesamte Firmennetzwerk mit einem Virus. Die Folge kann die Verschlüsselung wichtiger Daten und der Zusammenbruch der kompletten Geschäftstätigkeit sein. Oft verlangen die Hacker ein Lösegeld für die Freigabe der Daten. Viele Firmen zahlen.

Gute Datensicherung wichtig

Bei Tracto-Technik aus Lennestadt wäre das vor zwei Jahren beinahe passiert. „Das ist, als ob eine Welt zusammenbricht“, erzählt IT-Chef Markus Tesche. Doch in seinem Fall läuft das Ganze relativ glimpflich ab. Durch ein gutes Back-Up-System waren die meisten Daten gesichert und konnten schnell wiederhergestellt werden.

Doch eine Lehre war dieser Cyberangriff schon. Darum stellte sich die Firma anschließend dem kontrollierten Hacker-Angriff einer Spezialfirma, um weitere Schwachstellen aufzuspüren und zu schließen. Billig ist das nicht.

1.500 Euro Tagessatz

1.500 Euro ist der übliche Tagessatz, mindestens eine Woche lang sind die IT-Experten mit einer solchen Aufgabe beschäftigt. 7.500 Euro schießt die IHK Siegen seit vergangenem Jahr aus einem Fördertopf zu.

16 Firmen haben dieses Angebot bereits wahrgenommen, Geld für sechs weitere im kommenden Jahr ist noch da. Dann sollen die Ergebnisse der Schwachstellen-Analysen allen Interessenten in Workshops präsentiert werden.