Krimineller Hacker hackt

NRW-Innenminister Reul sorgt sich um IT-Sicherheit im Mittelstand

Stand: 21.09.2022, 14:15 Uhr

Spionage, Sabotage, Cyber-Angriffe - gegen diese Gefahren sind kleine und mittlere Unternehmen in NRW nur unzureichend geschützt. Zu diesem Schluss kommt das aktuelle "Lagebild Wirtschaftsschutz".

Das NRW-Innenministerium hat am Mittwoch sein zweites "Lagebild Wirtschaftsschutz" vorgestellt, das die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den Fokus nimmt. Ein ernüchterndes Bild, das viele Defizite offenbart: "Kein Unternehmen aus dem Bereich der KMU in NRW ist nach eigener Einschätzung 'umfassend' geschützt." Fast ein Drittel der Unternehmen, nämlich 31,6 Prozent, bewege sich beim Wirtschaftsschutz auf dem Niveau "Einsteiger", heißt es in dem Bericht.

Ein Lagebild ist eine regelmäßige Datenerhebung, die neben einem aktuellen Sachstand auch eine Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren aufzeigt. Die erste Datenerhebung stammt aus dem Jahr 2019. Damals lag das Schutzniveau auf einem Gesamtindex, der eine Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) umfasst, bei 4,81. Nun ist dieser Index sogar auf 4,41 gesunken! Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte bei der Vorstellung des Berichts in Essen: "Diese Entwicklung bietet Anlass zur Sorge."

Die Werte der Branchen im Einzelnen

Insbesondere Gastronomie und Hotellerie sind laut Lagebild "eher wenig geschützt", sie kommen nur auf einen Gesamtindex von 3,12. Etwas besser und damit "teilweise geschützt" sind Handwerk mit einem Wert von 3,8 und Handel mit 4,3. Die sensiblen Infrastruktur-Bereiche Energie, Wasser, Abwasser und Entsorgung erzielen den besten Index-Wert, aber auch er liegt nur bei 5,3. Etwas schlechter schneiden Finanzen und Versicherungen mit 5,2 ab.

Die Unternehmen überschätzen sich

Das Lagebild kommt auch zu dem Schluss, dass die Unternehmen ihren aktuell vorhandenen Schutz überschätzen. Es sei darum nötig, die Unternehmen mehr zu sensibilisieren. Besonders der "Schutzfaktor Mensch" finde noch zu wenig Beachtung. Besser hingegen seien organisatorische Schutzmaßnahmen, der Schutz vor Cyber-Attacken und der physische Gebäudeschutz.

Reul vermutet Verschlechterung liegt an der Pandemie

Dass das Schutzniveau im aktuellen Bericht sogar noch niedriger ist als 2019, führt NRW-Innenminister Reul auf die Pandemie zurück. Sie habe "den Unternehmen seit Anfang 2020 viel abverlangt. Beschäftige sind aus dem Büro an den heimischen Schreibtisch umgezogen." Möglicherweise sei es manchem Unternehmen bei all diesen Herausforderungen schwergefallen, "zusätzlich das Thema Sicherheit im Blick zu behalten", vermutete der Minister bei der Vorstellung des Lagebilds.

Das Lagebild Wirtschaftsschutz

Das repräsentative "Lagebild Wirtschaftsschutz NRW 2021/22" wurde von der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld im Auftrag des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes erstellt. Mehr als 1.000 Unternehmen haben sich laut Innenministerium beteiligt. Ein Update soll alle zwei Jahre erfolgen.