Im Mai zog ein Tornado durch den Kreis Soest und traf Lippstadt und einige Ortsteile mit voller Wucht. Mit viel Glück wurde niemand ernsthaft verletzt.
Die Schadensbilanz nach mehr als einem halben Jahr hat es aber in sich. Allein die Stadt kommt auf eine Schadenssumme an ihren Gebäuden und Grünanlagen von rund 18 Millionen Euro, am Evangelischen Gymnasium und an der Kirche in Hellinghausen summiert sich der Schaden auf mehr als zehn Millionen und auch die Versicherungen haben mittlerweile zusammengerechnet: Insgesamt dürfte der Schaden über 50 Millionen Euro liegen.
Viele Dächer nur provisorisch geflickt
Es sieht immer noch schlimm aus wenn man durch die Stadt geht und auf die Dächer schaut. An vielen Stellen sind Dächer provisorisch geflickt und nur mit Planen gesichert. In Einzelfällen bedecken die Planen sogar ganze Dächer. Der Grund: Handwerker fehlen, Material und Gerüste auch, Gutachten stehen noch aus.
Viele Dächer sind nur provisorisch geflickt.
Einige Hausbesitzer müssen sich noch mit Versicherungen streiten, wer genau welche Summe übernimmt. "Es gibt in der ganzen Stadt noch viele Löcher in den Dächern. Bis das alles fertig ist, wird es wohl noch ein weiteres halbes Jahr dauern," sagt Dachdecker Frank Sprenger. Er hat gemeinsam mit vielen Kollegen die Arbeiten koordiniert und in Angriff genommen.
Unterricht in Containerklassen
Besonders heftig hat es das Evangelische Gymnasium erwischt. Noch im Frühling war die Schule von mehreren Dutzend mächtigen Bäumen umgeben, die meisten gibt es nicht mehr. Große Teile des Schulgebäudes sind eingerüstet, das Dach der Turnhalle ist komplett kaputt.
Schulleiter Steven Klose unterrichtet in Containern.
Schulleiter Steven Klose zeigt einer Delegation der Landeskirche bei einem Rundgang einen Trakt, der von außen eigentlich noch ganz gut aussieht. Aber: Der Tornado hat auch hier das Flachdach angehoben. Die Wassermassen flossen durch die Stockwerke. Über diese Klassenräume überhaupt saniert werden können, steht noch nicht fest.
Auch hier stehen die meisten Arbeiten noch aus. Fest steht bisher nur, dass der Schaden in die Millionen geht. Oberste Priorität hatte bisher, dass der Unterricht so schnell es geht wieder aufgenommen werden konnte, unter anderem in Containerklassen.
Tornado zerstörte auch Jugendarbeit
Auch den WSC Lippstadt hat es erwischt. Der Wasser- und Wintersport Club ist nicht nur in Lippstadt bekannt: Acht Weltmeistertitel und 43 Deutsche-Meistertitel haben die heimischen Kanuten erpaddelt. Jetzt weiß man nicht mehr, wie man die wichtige Jugendarbeit fortsetzen kann.
Die Boote des WSC Lippstadt wurden zerstört.
"Das ist sehr dumm gelaufen," sagt dazu Bernd Deppe vom WSC. Als der Tornado kam, war gerade mit dem Neubau eines Vereinshauses begonnen worden. Die Boote lagen deswegen draußen in einem Zelt- und waren dort nicht komplett versichert.
"Viel Glück im Unglück"
Bei allen Beteiligten ist trotzdem auch ein großer Optimismus zu sehen. Man ist noch immer froh, dass es bei dem Tornado keine Verletzten gab. Und: Vieles hat man schon geschafft. "Die Schule wird in ein paar Jahren schöner sein als vorher," sagt Schulleiter Klose.
Insgesamt werden die Tornadoschäden auf über 50 Millionen Euro geschätzt.
"Wir hatten im Herbst Glück, dass die Herbststürme ausgeblieben sind, sonst wären die Planen und erst Recht die Bewohner noch mehr auf die Probe gestellt worden," ergänzt Dachdecker Sprenger. Und auch die Kanuten sind zuversichtlich: 20.000 Euro sind schon an den ersten Tagen der Spendenaktion zusammengekommen.