Markus Öhme in der Münsteraner Unterkunft für Wohnungslose

Tag der Wohnungslosen: Wie Münster mit neuen Konzepten helfen will

Stand: 11.09.2024, 06:00 Uhr

Die Anzahl der Menschen ohne feste Wohnung ist deutschlandweit in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der bundesweite Aktionstag "Tag der Wohnungslosen" will auf diese Menschen aufmerksam machen und informieren. In Münster will man mit einem neuen Konzept helfen.

Von Antje Kley

"2097 sind zu viel" Diesen Namen trägt die neue Kampagne der Stadt Münster, die sie zusammen mit den Freien Trägern gestartet hat. 2097 – so viele Wohnungslose gibt es aktuell in der Stadt. Einer von ihnen ist Markus Oehme. Er ist 58 Jahre alt und lebt seit einem Jahr im Haus der Wohnungslosenhilfe.

Markus Oehme ist von Beruf Musikwissenschaftler. Es sind private Gründe, die ihn in die Wohnungslosigkeit getrieben haben. Er bezieht Bürgergeld. Eine Wohnung hätte er gerne, doch die in Münster zu bekommen ist schwer. Der Wohnungsmarkt sieht düster aus: Nur wenige Wohnungen sind auf dem Markt und die, die da sind, sind teuer. Zu teuer für ihn. Im Haus der Wohnungslosenhilfe zu leben war zuerst hart, sagt er. Er hat sich daran gewöhnt. Das Sozialamt sucht nach einer Bleibe, aber es dauert.

Neues Konzept will gegen Wohnungslosigkeit vorgehen

Münster arbeitet mit den Freien Trägern an neuen Konzepten, um die Zahl der Wohnungslosen zu verringern. Dazu gehört zum einen, sich stärker zu vernetzen, um die Unterstützung und die Hilfen für Wohnungslose weiter auszubauen.

Eine Mitarbeiterin der Essensausgabe für Wohnungslose reicht einer Frau einen Teller mit Spaghetti

Bei der Essensausgabe in der Münsteraner Unterkunft für Wohnungslose.

Dazu gehört vor allem auch die Prävention, sagt Andjela Rakowski vom Sozialamt der Stadt. Rund 100.000 Euro seien dafür zusätzlich bereitgestellt worden, damit Sozialarbeiter so frühzeitig eingreifen können, dass Menschen erst gar nicht ihre Wohnung verlieren. Das sei um so wichtiger, weil immer öfter Familien und Frauen in der Wohnungslosigkeit landen.

Hilfen müssen ausgebaut werden

Das erlebt auch Marion Böing von der Beratungsstelle "Sozialdienst katholischer Frauen" so. Die Übernachtungsstellen seien mittlerweile immer voll belegt. An der Wolbecker Straße ist der Frauentreff, hierher dürfen nur Frauen kommen. Der Treff ist von Montag bis Freitag drei Stunden geöffnet.

Eine Anlaufstelle, um Wäsche zu waschen, sich aufzuhalten, Mittag zu essen, sich beraten zu lassen. "Drei Stunden pro Tag ist zu wenig", sagt Böing. Sie fordert längere Öffnungszeiten. Dafür braucht der SKF mehr Personal, heißt: mehr Geld von der Stadt.

Kampagne soll auf die Notlage aufmerksam machen

Es gibt viele Gründe, die zur Wohnungslosigkeit führen: Armut, Krankheit, Krieg, Scheidung, Sucht, es könnte jeden treffen. In den kommenden Wochen will die Stadt überall Plakate aufhängen, die auf das Problem aufmerksam machen. Auf ihnen ist auch ein QR-Code. Der leitet zu virtuellen Rundgängen weiter, um den Münsteranern zu zeigen, wie die Einrichtungen aussehen, die sich um Wohnungslose kümmern.

Die Stadt hofft auch, auf diese Weise an Privatvermieter zu kommen. Viele scheuen davor zurück, das sei auch verständlich. Aber die Stadt betreue die Wohnungslosen, damit sie wieder in eine geregelte Struktur kommen. 2097 sind einfach zu viele.

Tag der Wohnungslosen: Wie Münster mit neuen Konzepten helfen will

WDR Studios NRW 11.09.2024 00:41 Min. Verfügbar bis 11.09.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Markus Oehme
  • Marion Böing, Beratungsstelle "Sozialdienst katholischer Frauen"
  • Andjela Rakowski, Sozialamt der Stadt Münster

Über dieses Thema berichtet der WDR auch am 10.09.2024 im Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland.

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