Der Wald der Zukunft entsteht im Siegerland

Stand: 24.08.2022, 11:07 Uhr

Es entsteht der Wald der Zukunft. Wo der Borkenkäfer zugeschlagen hat, steht inzwischen auf großen Flächen im Sieger- und Sauerland kein Baum mehr. Doch das Forstamt Siegen-Wittgenstein arbeitet am Wald der Zukunft. Die Experten überlassen dabei nichts dem Zufall, sondern planen und pflanzen mit einer speziell entwickelten Software.

Von Mike Külpmann

Zuerst werden die Kahlflächen mit Satelliten- und Drohnenbildern grob eingeordnet. Und zwar nach Größe, Lage und ersten Anzeichen von Naturverjüngung. Das sind also Bäume, die sich quasi selbst gepflanzt haben. Danach kommt eine detaillierte Bestandsaufnahme vom Boden aus.

Große Artenvielfalt

Die Experten des Forstamtes Siegen-Wittgenstein im Wald

Ein Mischwald wird der Monokultur vorgezogen

Förster Matthias Vollpracht unterteilt dafür die Fläche in Planquadrate und zählt auf den Quadratmeter genau, wie viele Bäume und welche Baumarten bereits wieder gewachsen sind. Schon nach wenigen Jahren ist auf vielen Flächen bereits wieder eine große Artenvielfalt entstanden.

Gezielte Zupflanzungen

Auf einem Versuchsgelände bei Kreuztal-Fellinghausen finden sich Fichten, Buchen, Eschen und Eichen in Abständen von wenigen Zentimetern nebeneinander. Doch weil sich gerade Fichten als besonders anfällig gegen Hitze und Trockenheit erwiesen haben, soll ihr Anteil reduziert werden.

Eichen und Kirschen, die gepflanzt worden sind

Die Hüllen schützen die neugepflanzten Bäume

Dafür werden andere Baumarten wie Eichen und Kirschen nur wenige Meter entfernt gezielt zugepflanzt. Durch spezielle Wuchshüllen werden sie vor Wildtieren geschützt, damit die das frische Grün nicht abbeißen. Die Hüllen sorgen außerdem für ein optimales Wachstumsklima am unteren Stamm.

Mischwald ist die Zukunft

Wie der optimale Zukunftswald für Matthias Vollpracht aussieht, sieht man nur wenige Kilometer entfernt. Dort hat er selbst vor 15 Jahren auf einer vier Hektar großen Fläche nach dem Sturm Kyrill einen besonderen Mischwald angepflanzt.

Verteiltes Risiko

Inzwischen sind die Bäume über zehn Meter hoch und bieten eine enorme Artenvielfalt: Neben Buchen finden sich Eschen, Kiefern, Eichen, Douglasien, Lärchen - insgesamt 12 verschiedene Baumarten.

Eichen und Kirschen, die gepflanzt worden sind

Es wächst der Wald der Zukunft

"So verteilt sich das Risiko bei langen Dürreperioden und es kommt nicht zu einem Totalausfall wie bei einer Fichten-Monokultur", so Matthias Vollpracht.

Über 130.000 Hektar Schadflächen gibt es derzeit in NRW. Nach und nach soll auf allen davon nach dem Hilchenbacher Prinzip der Wald der Zukunft entstehen.