Neue Vorwürfe gegen HSG Blomberg-Lippe

Stand: 06.01.2023, 14:55 Uhr

Nicht nur der frühere Trainer André Fuhr soll Spielerinnen drangsaliert und beleidigt haben. Auch der aktuelle Trainer Steffen Birkner würde ähnlich handeln.

Von Uwe Pollmann

Gegen die HSG Blomberg-Lippe gibt es neue Vorwürfe. Nicht nur der frühere Trainer André Fuhr soll Spielerinnen drangsaliert und beleidigt haben. Auch der aktuelle Trainer Steffen Birkner würde ähnlich handeln.

Handball-Spielerinnen werden angeblich beleidigt und angeschrien

Der Trainer des Frauen-Handball Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe Steffen Birkner habe Begriffe wie „behindert“, „dumm“, „fett“ oder „schwule Bälle" gerufen, wirft die Ex-Spielerin Isabelle Jongenelen dem aktuellen Coach vor. Gegenüber dem Spiegel teilt sie mit, er habe sie und andere Spielerinnen der HSG oft angeschrien.

Die Vorwürfe bestätigen in dem Nachrichtenmagazin auch die ehemalige Handball-Spielerin Julia Huppertz und die ehemalige Athletiktrainerin Jessica Bregazzi. Sie sprechen von starkem psychischem Druck, schlimmen Verhältnissen und, dass es von Seiten des Vereins keinen Rückhalt gegeben habe.

HSG bereits zuvor in Kritik geraten

Bereits vor einigen Monaten war die HSG in die Kritik geraten, weil sie angeblich von Vorwürfen gegen den bekannten Ex-Trainer André Fuhr nichts gewusst haben wollte. Fuhr war von Spielerinnen psychische Gewalt wie Demütigung und Erniedrigung vorgeworfen worden.

In Blomberg wusste man davon und wollte ihn 2017 deshalb eigentlich entlassen. Man wich davon aber ab, weil sich wohl einflussreiche Personen für Fuhr aussprachen. 2018 kam es dann doch zur Entlassung.

HSG Blomberg-Lippe: Vorwürfe „nicht fair“

Die HSG Blomberg-Lippe weist die jetzigen Vorwürfe als „nicht fair“ und „zum Teil als vollkommen überzogen“ zurück. Die psychische Situation der Spielerinnen sei den Verantwortlichen nicht gleichgültig, heißt es. „Wir haben nach den Vorwürfen gegen André Fuhr zielführende Konsequenzen gezogen und Maßnahmen eingeleitet, die auch positive Wirkung entfalten werden“, erklärt Geschäftsführer Torben Kietsch. Und: „Ich bedauere sehr, wenn Depressionen auf den Druck bei der HSG zurückzuführen sein könnten.“

Verein will mehr auf Feedback und Kritik hören

Der Verein reagiere auf die Kritik. Es sei ausgiebig über Trainingsmethoden und Belastungssteuerung diskutiert worden, Seminare und Workshops solle es dazu geben. Trainer Birkner ließ mitteilen: „Wenn Spielerinnen den von mir angeschlagenen Umgangston nicht immer als angebracht empfanden, tut mir das leid. Generell ist im Sport die Wortwahl sicher oft gröber als im normalen Alltagsgeschehen, häufig nicht druckreif.“ Homophobie liege ihm fern.

Es werde auf das Feedback des Teams gehört, Veränderungsprozesse würden angestoßen. „Mannschaft und Trainerteam kommen hervorragend miteinander aus, was sich auch im bisherigen Saisonverlauf widerspiegelt“, heißt es vom Verein, der auf Platz 4 in der Handball-Bundesliga steht.

Auch Blombergs Bürgermeister Christoph Dolle teilte mit: „Die Stadt Blomberg steht mit der Vereinsführung im engen und regelmäßigen Austausch“ über die Anstrengungen des Vereins. Er „vertraue auf die angeschobenen Prozesse“, wolle aber keine weiteren „Mutmaßungen“ anstellen.