Mahnwache für die auf der Flucht Gestorbenen

Lokalzeit Münsterland 23.06.2023 00:50 Min. Verfügbar bis 23.06.2025 WDR

Mahnwache in Münster: Initiative entrollt 60 Meter lange "Liste der Toten"

Stand: 23.06.2023, 20:00 Uhr

Über 52.000 Namen von auf der Flucht verstorbenen Menschen - diese Liste hat eine Initiative auf dem Münsteraner Domplatz ausgerollt. Die Mahnwache sollte auf die gefährlichste aller Fluchtrouten hinweisen, die Mittelmeerroute.

Von Florian Dolle

Die "Liste der Toten“ wird immer länger. Aktuell kommen auf der Mittelmeerroute so viele Menschen ums Leben wie seit 2017 nicht mehr. Die Münsteraner "Werkstatt Gruppe Politik“ wollte auf diese menschliche Katastrophe mit einer 60 Meter langen Papierrolle aufmerksam machen. Mit Namen, Herkunft und Todesursache der Menschen, die nach Europa flüchten wollten.

Über 52.000 Tote seit dreißig Jahren

Die Gruppe entrollte die von einer NGO ständig aktualisierte Liste der Menschen, die das erhoffte Ziel ihrer Flucht nicht erreicht haben. Dass diese Liste fast täglich länger wird, haben die Aktiven mit einer Schreibmaschine dargestellt: Einer von ihnen diktierte die Daten der Verstorbenen, ein anderer tippte sie ein. Viele Münsteraner blieben stehen und hielten einen Moment inne. 

Mitten in Münster Ort der Trauer schaffen

Teresa Häuser von der "Werkstatt Gruppe Politik“ sagt, dass sie mit der langen Namensliste mitten in Münster einen Ort der Trauer schaffen wollten: "Es gibt so viele Nachrichten aus der Welt über so viel Unglück. Das klickt man oft leicht mal eben weg. Das wollen wir hier verhindern. Menschen sollen erkennen, was im Mittelmeer jeden Tag passiert. Dafür muss man aber anhalten, sich die Liste in Ruhe anschauen, dann erst kann man es emotional verstehen.“

Gefährlichste Fluchtroute der Welt durchs Mittelmeer

Die Zahl der Ankommenden sowie die Zahl der vermissten und verstorbenen Menschen, die durch die nordafrikanische Wüste und übers Mittelmeer fliehen, steigt seit einigen Monaten wieder stark an. Von Januar bis März 2023 sind so viele Flüchtlinge bei der Überfahrt gestorben wie seit sechs Jahren nicht mehr. 441 Tote wurden registriert. Wie viele tatsächlich auf der Flucht ums Leben kommen, ist nicht erfasst.