Keine "Köttelbecke" mehr in Hamm - Bäche endlich abwasserfrei
Stand: 15.06.2023, 20:50 Uhr
Seit Donnerstag fließt kein Abwasser mehr durch zwei Hammer Bäche. Damit geht die hundertjährige Geschichte der so genannten "Köttelbecke" beim Lippeverband zu Ende. Ein neues Pumpwerk macht es möglich.
Von Jürgen Kleinschnitger
"Köttelbecke" sind Bäche, die vom Bergbau als Abwasserkanal genutzt wurden. Das gesamte Abwasser fließt darin oberirdisch und damit auch der ein oder andere Köttel, wie die Menschen im Ruhrgebiet sagen. Fast hundert Jahre ging das so auch in Hamm.
Ein neues Pumpwerk sorgt für abwasserfreie Bäche
Doch damit ist jetzt Schluss, weil ein Pumpwerk am Donnerstagnachmittag in Betrieb ging - als letzter Baustein eines 70 Millionen Euro Projektes: Zehn Kilometer Abwasserkanäle hat der Lippeverband in den vergangenen Jahren unterirdisch in Hamm verlegt und dazu drei Pumpwerke gebaut.
Abwasser und Flusswasser fließen getrennt
Mit dem nun angeschalteten Pumpwerk Bocksheideweg schafft der Lippeverband endgültig die Köttelbecke in seinem Fluss-System ab. Denn jetzt sind auch die beiden letzten in die Lippe mündenden Bäche dank der Pumpen abwasserfrei: Der Herringer Bach und der Hoppelbach. Ab nun fließen Abwasser und Flusswasser in dem Bereich getrennt voneinander.
Marc Herter, Oberbürgermeister von Hamm, ist froh über die abwasserfreien Bäche
Außerdem gleichen die Pumpen auch andere Bergbaufolgen aus: Absenkungen und damit umgekehrte Fließrichtung durch Bergbauschäden werden zum Beispiel vermieden. Und zusätzlich sichern die Pumpwerke die Region vor Hochwasser - dank neu erbauter Rückhaltebecken in der Umgebung.
Renaturierung ab 2024
Die beiden ehemaligen Köttelbecken in Hamm waren bis Donnerstagmittag abwasserführende offene Kanäle - mit Betonbett begradigt, verschmutzt und alles andere als natürlich. Da der Herringer Bach und der Hoppelbach in Hamm ab jetzt aber kein Abwasser mehr führen, sollen sie renaturiert werden.
Nächstes Jahr schon will die Stadt die Betonelemente aus den Bachläufen entfernen. Danach sollen die begradigten Bachufer wieder natürlich geschwungen verlaufen. Ein teures Projekt, ähnlich dem Emscherumbau - nur viel kleiner. Dennoch rechnet die Stadt mit Millioneninvestitionen und hofft auf Fördergelder von Land, Bund und EU.