Erinnerung an Holocaust: Kinderbuch aus Theresienstadt

Lokalzeit Münsterland 24.04.2023 03:15 Min. Verfügbar bis 24.04.2025 WDR Von Heike Zafar

Einzigartiges Bilderbuch aus KZ im Schulunterricht

Stand: 25.04.2023, 06:22 Uhr

Für David Fritta-Haas ist das Bilderbuch, das sein Großvater im KZ Theresienstadt 1944 gezeichnet hatte, von unschätzbarem Wert. Jetzt war er damit in einer Schule in Münster.

Von Heike Zafar

David Fritta-Haas sagt, dass Bilderbuch sei das wichtigste Vermächtnis seiner Familiengeschichte. Sein Großvater Bedrich Fritta hatte es seinem Sohn, Davids Vater gemalt. "Für Tommy – zum dritten Geburtstag" hatte Bedrich Fritta das Bilderbuch genannt.

Ein Buch mit vielen bunten, lustigen Zeichnungen, die Frittas Sohn Tommy zeigen. Er war schon als Baby ins Ghetto Theresienstadt gekommen. Bedrich Fritta malte seinen Sohn mit roten Backen und dickem, rundem Bauch. Es wirkt wie ein Trost im Horror des Holocaust.

"Unser Familienheiligtum"

David Fritta-Haas, der Enkel des Zeichners und Sohn von Tommy nennt das Buch "unser Familien-Heiligtum". Sein Großvater ist im Konzentrationslager Auschwitz an Entkräftung gestorben, seine Großmutter in Theresienstadt. Nur der kleine Tommy überlebte. Als er vier Jahre alt war, wurde das KZ Theresienstadt befreit.

Zweitzeugen statt Zeitzeugen

Schüler hören einem Sprecher in der Aula zu.

Geschichtsunterricht mit "Zweitzeuge" David Fritta-Haas.

Jetzt hat David Fritta-Haas die Achtklässler des Annette-Gymnasiums in Münster besucht. "Die Zeitzeugen sind inzwischen Greise, in fünf bis zehn Jahren wird es keine KZ-Überlebenden mehr geben“, sagt er. Deshalb ist es ihm wichtig, als "Zweitzeuge" aufzutreten, damit die Geschichte der Juden im Holocaust nicht vergessen wird.

Koffer symbolisch gepackt

Die Schülerinnen und Schüler freuten sich sehr über den Besuch von David Fritta-Haas. Sie hatten einen Koffer vorbereitet, sie haben ihn symbolisch für Davids Vater Tommy gepackt. Mit allem, was sie mitnehmen würden, "auf einer Reise ins Nichts", wie sie sagten. In dem Koffer waren Zettel mit Dingen wie "Bilder von Oma und Opa" oder "Handy und Ladekabel". 

Ein alter Koffer voller Zettel.

Der Koffer für die "Reise ins Nichts"

Für die Mädchen und Jungen war es eine unvergessliche Geschichtsstunde. Im Sommer wollen sie gemeinsam mit David Fritta-Haas nach Prag fahren und das ehemalige KZ Theresienstadt besuchen. Dort wollen sie auf weitere Spurensuche gehen.

Über dieses Thema haben wir in der Lokalzeit Münsterland am 24.04.2023 berichtet.