Die Karikaturen beschäftigen sich mit Religionskritik. In den Ausstellungen in Oberhausen und Dortmund fordern Künstler Toleranz statt Zensur.
Wettbewerb zum Jahrestag
Im Foyer der Galerie Ludwig im Schloss Oberhausen sind Dutzende Cartoons mit blasphemischem Spott zu sehen. Ergebnis eines Wettbewerbs, den das Museum anlässlich des Jahrestages des Terroranschlags auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo ausgelobt hat. Zehn Mitarbeiter des französischen Magazins waren damals in Paris nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen von Islamisten getötet worden.
Die Lust an der Blasphemie
Einer der Cartoons zeigt Frauen, die in Vollverschleierung Fußball spielen – zu sehen in den identischen Ausstellungen in Oberhausen und im Dortmunder U. Der Cartoon witzelt über ein Problem muslimischer Kleidung: Der Fußball ist nämlich unter irgendeinem Gewand verschwunden. Eine andere Karikatur zeigt Jesus am Kreuz, der noch schnell ein Selfie seines Leidens macht. Die Lust an der Blasphemie als Kunstform wird in der Schau gefeiert. Der etwas sperrige Titel: Die Freiheit der Kunst – zehn Jahre nach "Je suis Charlie".
Demokratie muss Spott ertragen
Solch böser Spott, genauer: Gotteslästerung, ist für den Düsseldorfer Jacques Tilly "das Elixier der Demokratie". Als Satiriker ist Tilly europaweit bekannt durch seine kirchenkritischen Karnevals-Skulpturen. In Oberhausen ist seine Figur eines Geistlichen im Ornat inklusive Mitra in Penis-Form zu sehen. "Uns selbst und andere kritisch zu hinterfragen gehört zur westlichen Gesellschaft", sagt Tilly und ergänzt: "Auch Meinungen auszuhalten, die für einen persönlich nur schwer erträglich sind."
Fundamentalisten auf die Schippe genommen
Unterstützt wird Tilly in Oberhausen vom Philosophen Michael Schmidt-Salomon. Der Autor präsentiert im Rahmen der Ausstellung sein druckfrisches Buch "Free Charlie". Zusammen mit der Filmemacherin Ricarda Hinz hat er über die Webseite free Charlie ein passendes Video eingestellt. Auch hier werden mit spitzer Feder Fundamentalisten auf die Schippe genommen. "Ich habe schon zwei Jahre vor dem Anschlag wahrgenommen, dass die Charlie-Redaktion im Netz angegriffen wurde", so Schmidt-Salomon.
Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Ludwiggalerie Schloss Oberhausen