Integrativer Caterer MDS aus Münster muss schließen
Lokalzeit Münsterland. 21.12.2023. 03:40 Min.. Verfügbar bis 21.12.2025. WDR. Von Nicole Albers.
Integrativer Caterer schließt: "Ich konnte es nicht glauben"
Stand: 21.12.2023, 17:58 Uhr
Der Catering-Integrationsbetrieb MDS schließt im nächsten Jahr. Für die über 50 Beschäftigten kam das völlig überraschend. Auch Politiker in Münster reagieren entsetzt.
Von Nicole Albers
"Ich hab's erst nicht geglaubt, es ist unfassbar, dass so ein Betrieb schließt." Miriam Göbel steht in der kleinen Küche ihrer Wohnung und backt Weihnachtsplätzchen. Ein paar mehr als sonst, wenn sie backt: "Für meine Kollegen in der MDS-Küche, das machen wir oft so", denn das Team in der MDS-Großküche beschreibt sie als besonders herzlich. Das zeigt sich auch an den Plätzchen - neben Spritzgebäck drappiert sie einige Teilchen in Herzform mit bunten Streuseln.
800 Essen pro Tag
Die 29-Jährige ist seit einigen Jahren bei der MDS als Köchin beschäftigt. Dabei kümmert sie sich auch um diejenigen, die besonders angeleitet werden müssen. Denn im Unternehmen sind 37 Menschen mit Behinderung beschäftigt. Derzeit produziert der Caterer täglich 800 Essen für Kindertagesstätten, Unternehmen und auch für den Food-Truck, der seit der Corona-Pandemie Betriebe anfährt und dort warme und kalte Speisen verkauft.
Marktlage ohne Zukunftsperspektiven
Im Sommer 2024 soll damit Schluss sein, aus wirtschaftlichen Gründen. Die Pressemitteillung der MDS spricht von einer Lage ohne Zukunftsperspektiven, schlechter Marktentwicklung und hohem Wettbewerbsdruck. Was genau dahinter steckt, ist nicht zu erfahren, denn trotz mehrmaliger Nachfrage seitens des WDR gibt es aus der Geschäftsführung des Unternehmens keine weitere Auskunft und erst recht kein Interview.
"Ich konnte es nicht glauben"
Auch Babette Lichtenstein van Lengerich hat schon mehrmals versucht, mit der MDS zu sprechen. Denn auch für die CDU-Sozialpolitikerin aus Münster war die Ankündigung ein Schock. "Ich konnte es auch deshalb nicht glauben, weil, für das, was die MDS macht, gibt es hier in Münster einen extrem hohen Bedarf." Sie meint Gemeinschaftsverpflegung, und spricht von der hohen Qualität der MDS-Essen.
"Da haben es Menschen mit Behinderung ganz schwer!"
Sie fragt sich, was gerade bei dem Unternehmen los ist. Denn sie hat schon von weiteren Kündigungen gehört, und zwar bei Westfalenfleiß, dem Mutterkonzern der MDS. Die Politikerin hat das Gefühl, dass dort die wirtschaftlichen Aspekte mittlerweile weit höher gewertet werden, als der soziale Aspekt.
Was sie außerdem bewegt, ist die Frage, was aus den Menschen mit Behinderung werden soll, die bei der MDS teils schon seit Jahrzehnten beschäftigt sind. Die müssen sich nun neue Stellen suchen, und zwar auf dem ersten Arbeitsmarkt, "und da haben es Menschen mit Behinderung ganz schwer", die Arbeitslosenquote sei doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behinderung.
Klare Struktur im Alltag wichtig
Laut Pressemitteilung der MDS ist das eine Sorge, die die Geschäftsführung nicht teilt. Dort ist zu lesen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine Probleme haben werden, denn es würden überall gut ausgebildete und motivierte Kräfte gesucht.
Miriam Göbel schüttelt den Kopf. "Ich möchte gar nicht abstreiten, dass die gut ausgebildet sind, aber die sind auch einfach bei der MDS gut ausgebildet. Man findet auch nicht mal eben so einen Arbeitgeber wie die MDS - diese Menschen brauchen einfach feste Strukturen, ganz klare und vereinfachte Abläufe und Sicherheit."
Miriam Göbel streut auf die fertig gebackenen Plätzchen jede Menge Puderzucker - zum letzten Mal, als Gruß an ihre Kollegen in der MDS-Küche. Die voll ausgebildete Köchin ohne Handicap hat bereits eine neue Stelle gefunden.
Quellen:
- WDR-Reporterin
- MDS
- Ratsmitglied Stadt Münster