Eine Frau hält einen Telefonhörer in die Kamera

Bistum Münster schließt Beratungsstelle zu ritueller Gewalt

Stand: 14.03.2023, 10:01 Uhr

Das Bistum Münster hat am Montag seine "Beratungsstelle Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt" geschlossen. Für viele kam dieser Schritt überraschend.

Ein Mann im Portrait.

Bistumssprecher Stephan Kronenburg

Der Grund: Das Thema organisierte rituelle Gewalt ist umstritten. Es werde in der Fachwelt sehr kontrovers diskutiert, sagte Bistumssprecher Stephan Kronenburg. Bis heute gebe es "nicht wirklich Nachweise, dass es solch rituelle Gewalt gibt." Kronenburg weiter: "Und da die Fachwelt da schon so zerstritten ist, haben wir uns dazu entschlossen, die Beratungsstelle zu schließen."

Beraterin soll Patientin beeinflusst haben

Zudem habe es auch Kritik an der Art und Weise gegeben, wie dort beraten worden sei. Die Entscheidung, die Stelle zu schließen, sei bereits in der Vorwoche gefallen, so Kronenburg weiter. Das Magazin "Der Spiegel" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass eine Beraterin einer Patientin diese spezielle Form der sexualisierten Gewalt eingeredet haben soll.

Rechtspsychologen fehlen Belege für Straftaten

Zeitgleich kritisierte die Fachgruppe Rechtspsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) eine vom Bundesfamilienministerium geförderte Forschungsarbeit zum Thema. Die Rechtspsychologen bemängelten ebenfalls u.a. fehlende Belege für diese Form systematischer Sexualstraftaten. Die kritisierte Forschungsarbeit stammt aus dem Jahr 2019.

Das Aus kam nach vier Jahren

2019 wurden auch die Beratungsstelle des Bistums eröffnet. Zwei Psychotherapeutinnen teilten sich eine halbe Stelle. Immer wieder hatte es zu diesem Themenfeld auch Fachtagungen in Münster gegeben. Dabei ging es zum Beispiel um sexuellen Missbrauch bei satanischen Kulten.

Angebotseinstellung wird kritisiert

Ein Flyer mit der Aufschrift Zartbitter.

Andere Beraterinnen kritisieren die Schließung.

Die Therapeutinnen in der "Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt ZARTbitter" in Münster haben nach eigenen Angaben immer wieder mit dem Thema ritueller Gewalt zu tun. Dort bedauert man die Haltung des Bistums: "Ein Angebot, das es nicht mehr gibt, ist ein Angebot weniger", sagt Astrid-Maria Kreyerhoff von ZARTbitter.

Neue Form der Beratung?

Das Bistum Münster schließt nicht aus, Opfern ritueller Gewalt zukünftig wieder Hilfe anzubieten. Wie diese aber konkret ausssehen soll, werde aktuell noch diskutiert.

Über dieses Thema berichteten wir am 13.03.2022 in der Lokalzeit Münsterland im WDR-Fernsehen

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