Kreis Höxter: Pläne für Atommüll-Zwischenlager werden neu geprüft

Stand: 23.09.2022, 11:07 Uhr

Das umstrittene Logistikzentrum für schwach und mittelradioaktive Abfälle in Beverungen-Würgassen wird überraschenderweise neu bewertet. Das erklärt das Bundesumweltministerium auf WDR-Anfrage.

Die Menschen vor Ort kämpfen seit mehr als zwei Jahren um ein transparentes Verfahren, was den Standort des geplanten Logistikzentrums angeht. 2020 wurde überraschend bekannt gegeben, dass im Dreiländereck auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Würgassen ein Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll entstehen soll, um dort die Abfälle aus ganz Deutschland zu sammeln, bevor sie ins Endlager kommen.

Unabhängiges Expertengremium prüft den Standort

Jetzt heißt es aus dem grüngeführten Bundesumweltministerium: Der Standort Würgassen wird neu geprüft. Den Auftrag erhält mit der Entsorgungskommission ein unabhängiges Expertengremium: "Um eine weitere fachliche Diskussionsgrundlage zu haben, wird in einem nächsten Schritt die Entsorgungskommission (ESK) um Bewertung der Studie gebeten", so Pressesprecher Bastian Zimmermann. Wann es bei der Prüfung zu einem Ergebnis kommt, ist noch nicht absehbar.

Die Pläne für das Atommüll-Zwischenlager sollten im Juli noch weiter verfolgt werden. Das erklärte damals die Gesellschaft für Zwischenlagerung, kurz BGZ. Ein Gutachten lag vor, wonach das Lager bei Beverungen überflüssig sein soll. Dieses Gutachten soll nun laut Bundesumweltministerium mit hoher Priorität bearbeitet werden.

Gutachten stellt fest: Zwischenlager ist nicht nötig

Gäbe es kein sogenanntes Bereitstellungslager in Würgassen, würde es in Deutschland zehn Jahre länger dauern, 30 andere Standorte mit radioaktivem Müll zügig zu leeren – so die Argumentation der BGZ. Deshalb ging man davon aus, dass die Bundesregierung bei den Plänen bleibe. Ein von den Landesregierungen in NRW und Niedersachsen beauftragtes Gutachten hatte festgestellt, dass ein solches Zwischenlager nicht nötig sei, um, wie geplant, deutschen Atommüll ins Endlager nach Salzgitter zu bringen.

In Beverungen zeigte man sich hocherfreut über das Gutachten. Stadt und Bürgerinitiativen hofften, dass die Pläne gestoppt werden. Laut Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies, der die Studie im Umweltausschuss in Hannover vorgestellt hatte, ging es hierbei nicht allein um Würgassen, sondern um die grundsätzliche Frage, ob ein Bereitstellungslager im Umkreis von 50 bis 200 Kilometern überhaupt notwendig ist. Dafür wurden die Zeit, Transportstrecken und die Strahlenbelastung modelliert.

Bürgerinitiative fordert einen Stopp der Pläne

Das Ergebnis: Das Endlager Schacht Konrad kann auch ohne Bereitstellungslager betrieben werden. "Damit stellen wir die insgesamte Notwendigkeit eines Bereitstellungslagers in Frage. Und das gilt dann natürlich, klar logischerweise, auch für den Standort Würgassen", so Lies.

Die Bürgerinitiative "Atomfreies 3-Ländereck" fordert, das Bundesumweltministerium müsse das Vorhaben unverzüglich stoppen.

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