Apotheker in Westfalen-Lippe kritisieren Reformpläne
Lokalzeit Münsterland. 30.07.2024. 02:39 Min.. Verfügbar bis 30.07.2026. WDR. Von Detlef Proges.
Apotheker in Westfalen-Lippe kritisieren Reformpläne
Stand: 30.07.2024, 08:58 Uhr
Der Apothekerverband Westfalen-Lippe ist sauer. Die Reformpläne für die Arzneimittelversorgung empfindet der Verband als Frechheit.
Von Detlef Proges
Große Diskussionsrunde am Montagabend beim Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) in Münster: Der Vizepräsident des Verbandes, Frank Dieckerhoff eröffnet den Abend mit den klaren Worten: "Uns stört wirklich alles an diesem geplanten Reformgesetz."
Rund 80 Apotheker und Apothekerinnen sind gekommen und machen vor allem eines klar: Sie wollen eine höhere, eine angemessene Vergütung und dass ihre Arbeit geschätzt und respektiert wird.
Rund 80 Apothekerinnen und Apotheker diskutieren über die Reformpläne
Der Entwurf des Apotheken-Reformgesetzes sieht vor, dass Apotheken künftig nicht mehr 3 Prozent des Einkaufspreises pro verschreibungspflichtigem Medikament bekommen sollen, sondern nur noch 2. Dafür soll der zusätzlich bezahlte Fixbetrag pro Medikamentenpackung von derzeit 8,35 Euro auf 8,72 Euro steigen.
"Apotheken laufen in den Ruin"
Was das bedeuten könnte, rechnet Apothekerin Marietheres Reher-Gremme in der Bären-Apotheke in Dülmen im Münsterland vor: "Wenn Professor Lauterbach seine Reformpläne durchsetzt, läuft damit jede Apotheke in den Ruin." Wenn sie heute ein teures Krebsmedikament für rund 3.000 Euro verkauft, bekommt die Apotheke dabei 90 Euro plus die 8,35 Euro. Künftig wären es 60 Euro plus 8,72 Euro Euro Fix-Betrag. Also deutlich weniger.
Apothekerin Marie-Theres Reher-Gremme von der Bären Apotheke in Dülmen
Wenn ihre Apotheke solche teuren Medikamente häufig verkaufen würde, müsste sie die mit verzinsten Krediten vorfinanzieren, bis die Krankenkassen das erstatten würden. Und die würden oft wegen einfacher Formfehler erstmal kein Geld überweisen, so die Kritik der Apothekerin. Das könne dazu führen, dass weniger Apotheken solche teuren Medikamente für ihre Patienten anbieten würden und die Betroffenen müssten dann deutlich weitere Wege in Kauf nehmen.
Erbost sind die Apotheker auch darüber, dass der Bundesgesundheitsminister plant, dass ein Apotheker künftig alleine bis zu sechs Filialen betreiben dürfe. Das seien Pseudo-Apotheken ohne ausreichende Beratung für Patienten und das könne die sichere Versorgung gefährden, so die Kritik des AVWL.
Im Bundeskabinett soll der Entwurf des Apothekenreformgesetzes erstmals am 21. August diskutiert werden.
Unsere Quellen:
- Apothekerverband Westfalen Lippe
- WDR-Reporter