Ticker vom Samstag (30.05.2020) zum Nachlesen

Stand: 30.05.2020, 19:59 Uhr

  • Ab heute weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen
  • Merkel ruft zu weiterer Wachsamkeit auf
  • Appell aus den Niederlanden: Nur notwendige Besuche
  • Alle Entwicklungen hier im Corona-Live-Ticker
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Was gibt es Neues in Sachen Coronavirus? Hier im Live-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Ab heute gelten weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen

Pünktlich zum Pfingstwochenende gelten für die Menschen in NRW ab heute weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Sie betreffen die Bereiche Freizeit, Kultur und Sport:

  • Im öffentlichen Raum dürfen sich nun Gruppen von bis zu zehn Personen treffen. Der Mindestabstand muss dann untereinander nicht eingehalten werden. Bei einem Abstand unter 1,5 Metern wird aber das Tragen von Alltagsmasken empfohlen. Die Kontakte müssen vier Wochen lang zurückverfolgt werden können. Listen muss man aber keine anfertigen.
  • Theater, Opern, Konzerthäuser und Kinos dürfen ihre Säle wieder öffnen - regulär aber nur für maximal ein Viertel ihrer normalen Zuschauerkapazität bei einer Höchstgrenze von 100 Gästen. Auch hier gilt der Mindestabstand.
  • Möglich sind wieder Kontaktsport mit bis zu zehn Personen sowie Wettkämpfe im Breiten- und Freizeitsport - in beiden Fällen im Freien.
  • Im Übrigen bleibt der Sport-, Trainings- und Wettkampfbetrieb mit unvermeidbarem Körperkontakt aber weiterhin untersagt.
  • Bahnen-Schwimmbecken dürfen wieder öffnen - auch in Hallenbädern.
  • Busreisen sind unter Einhaltung von Infektionsschutzregeln wieder möglich. Fahrgäste müssen aber vor jedem Betreten des Busses die Hände waschen oder desinfizieren. Bordtoiletten bleiben außer Betrieb.
  • Kinder und Jugendliche dürfen wieder zu Ferienfreizeiten oder in die Stadtranderholung - ebenfalls unter Hygieneauflagen.

Haltern am See: Mehrere hundert Menschen wollen trotz Verbots zum Strandbad

Trotz weiterer Lockerungen bleiben viele Ausflugsziele am Pfingstwochenende gesperrt - darunter auch das Strandbad Silbersee II bei Haltern am See. Obwohl die Betreiber vorab informiert hatten, kamen am Samstag mehrere hundert Menschen vorbei, um den weißen Sandstrand zu genießen.

Die Betreiber hatten an der Zufahrtstraße Sicherheitskräfte im Einsatz, die jedes ankommende Auto stoppten. Sie forderten die Besucher auf umzukehren, da der Strand gesperrt sei. Lediglich das Strandcafé durfte angefahren werden. Aber auch von hier gab es keinen Zugang zum See, sämtliche Wege waren mit Flatterband oder Absperrgittern gesperrt. Manche Besucher ärgerten sich, viele zeigten Verständnis.

Die Betreiber arbeiten zur Zeit an einem Hygienekonzept. Ob und wann das Strandbad in diesem Sommer öffnet, ist noch offen.

Zwei weitere Corona-Fälle beim 1. FC Köln - keine Auswirkungen auf Spielbetrieb

Beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln sind in den vergangenen Wochen insgesamt vier Spieler und ein Betreuer positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Das sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle in einem Interview mit dem "Geißbockecho". Sie hätten keine Symptome gezeigt und seien mittlerweile wieder negativ getestet worden.

Bisher war von drei Coronafällen beim FC die Rede gewesen. Ein Betreuer und zwei Spieler waren daraufhin in Quarantäne geschickt worden. Zwei weitere Spieler hatten sich allem Anschein nach schon in einem frühen Stadium der Krise unbemerkt mit dem Virus infiziert. Heraus kam das nämlich erst nachdem Mannschaft und Betreuerteam Mitte Mai einen Antiköpertest machten. Auf den Spielbetrieb hat die Nachricht keine Auswirkungen.

Merkel bittet weiter um Wachsamkeit

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zu weiterer Wachsamkeit im Kampf gegen das Coronavirus aufgerufen. Sie hoffe, dass dann weitere Lockerungen möglich seien, ohne die Infektionen wieder anzufachen, sagte sie in ihrer heute veröffentlichten wöchentlichen Video-Botschaft. "Mancher glaubt jetzt, weil das große massenhafte Leid nicht eingetreten ist, sei auch die Gefahr wohl nie so groß gewesen. Was für ein Irrtum! Ein Blick in die befreundeten Länder, die es so viel schwerer getroffen hat, zeigt, was leicht hätte sein können."

Bundesbildungsministerin fordert vollen Unterricht nach Ferien

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) fordert alle Bundesländer auf, nach den Sommerferien in allen Schulen trotz Corona-Maßnahmen wieder vollen Unterricht anzubieten.

"Jede Schule in jedem Land muss sich ein Ziel setzen: Nach den Ferien muss überall ein strukturierter Unterricht angeboten werden - und zwar so, dass möglichst ein volles Schulprogramm gewährleistet ist. Wie auch immer", sagte Karliczek der "Rheinischen Post" für ihre heutige Ausgabe.

In der jetzigen Ausnahmesituation müssten alle Möglichkeiten für verlässlichen Unterricht mobilisiert werden, so die Ministerin. Die Sommerferien könnten die Schulen nutzen, mehr Raumkapazitäten zu schaffen, indem sie zum Beispiel Container aufstellten.

Zahl der Corona-Fälle in NRW steigt um 107

In NRW sind innerhalb eines Tages 107 neue Corona-Fälle registriert worden. Wie das NRW-Gesundheitsministerium heute mitteilte, stieg die Gesamtzahl aller nachgewiesenen Infektionen seit Beginn der Pandemie auf 37.891. Davon meldeten sich bislang 33.892 wieder genesen.

Die Zahl der Toten erhöhte sich im Vergleich zu den Angaben vom Freitag um 7 auf 1.594. Daraus ergibt sich, dass aktuell nachweislich rund 2.400 Menschen in NRW mit dem Coronavirus infiziert sind. Am Mittwoch war diese Zahl erstmals seit dem Zenit unter die Marke 3.000 gesunken.

Deutsche dürfen wieder in Belgien einkaufen

Viele NRW-Bürger haben Verwandte in Belgien, die sie lange nicht sehen konnten. Seit dem 20. März waren Fahrten ins Nachbarland nur für Berufspendler und Arztbesuche erlaubt.

Das ändert sich nun: Ab heute werden die Auflagen für den Grenzübertritt gelockert, Familienbesuche und Einkäufe sind dann wieder erlaubt. Zahlreiche Politiker auf beiden Seiten hatten sich für eine Öffnung stark gemacht. Touristische Reisen ins Nachbarland bleiben allerdings weiterhin verboten.

Appell aus den Niederlanden: Nur notwendige Besuche

Die Bürgermeister der niederländischen Grenzorte haben ihre Nachbarn in NRW freundlich gebeten, an Pfingsten zu Hause zu bleiben. Die Sorge sei groß, dass sich das Coronavirus durch große Menschenansammlungen schnell verbreiten werde.

Das schrieb der Venloer Bürgermeister Antoin Scholten in einem offenen Brief im Namen aller 15 Bürgermeister der südlichen Region der Niederlande. Normalerweise seien die Deutschen sehr geschätzte Gäste. "Wir vermissen Sie", so die Bürgermeister: "Wir bitten Sie aber jetzt von Nachbar zu Nachbar, nicht zu kommen, wenn es nicht wirklich notwendig ist."

Scholten lobte die deutschen Nachbarn auch, dass sie zu Himmelfahrt nicht massenhaft zum Shoppen in die Region Limburg gekommen seien: "Wir hoffen, dass Sie noch eine Weile durchhalten können." Die Behörden fürchten vor allem, dass es in den Einkaufsstraßen etwa in Venlo zu voll wird - oder dass lange Warteschlangen vor dem Designer Outlet in Roermond entstehen.

Statt Rheinkirmes: Temporärer Freizeitpark in Düsseldorf

Nachdem die riesige Düsseldorfer Rheinkirmes aufgrund der Corona-Regeln ausfällt, sollen im Juni 20 Fahrgeschäfte und zehn Imbiss- und Süßwarenbuden auf dem Messegelände aufgebaut werden. Der Eintritt kostet und ist limitiert.

Die Rheinkirmes - zu der jährlich bis zu vier Millionen Besucher kommen - war für Juli gestrichen worden. Schausteller Oscar Bruch, der selbst mit mehreren Fahrgeschäften dabei gewesen wäre, schlug der Stadt vor wenigen Wochen ein "Düsselland" als Ersatz vor. Zusammen mit der Messe sei der Plan umgesetzt worden, hieß es nun von Seiten der Stadt.

Kein Strafverfahren gegen Sachsens Ministerpräsident wegen fehlender Maske

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft mit seinem Verzicht auf einen Mundschutz bei einer Diskussion mit Demonstranten nicht strafbar gemacht. Die Ermittlungsbehörde sieht darin eher eine Ordnungswidrigkeit und hat die Sache an die Landeshauptstadt Dresden abgegeben. "Eine Straftat war nicht erkennbar", sagte ein Sprecher am Samstag auf Anfrage.

Nach einem Bericht der "Dresdner Neuesten Nachrichten" muss die kommunale Behörde nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren prüfen - und ob 150 Euro Bußgeld gegen den Regierungschef verhängt werden.

Kretschmer hatte am 17. Mai in Dresden mit Demonstranten diskutiert, die gegen die Corona-Maßnahmen protestierten, und dabei keinen Mundschutz getragen. Schon vor Ort hatte er erklärt, dass er eine Mund-Nase-Bedeckung normalerweise nutze, bei dieser Gelegenheit aber darauf verzichte, weil die Demonstranten einen solchen Mundschutz ablehnten.

Nach Corona-Ausbruch in Thüringer Kreis keine neuen Lockerungen

Nach dem sprunghaften Anstieg von Neuinfektionen im Thüringer Kreis Sonneberg werden die Corona-Beschränkungen vorerst nicht weiter gelockert. Die derzeitige Allgemeinverfügung bleibe zunächst bestehen, berichtete der Krisenstab des Landratsamtes am Samstag. Damit gelte in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen zum Schutz von Personal und Bewohnern weiterhin ein Besuchsverbot.

In einer Seniorenresidenz in Ernstthal hatten sich 15 Bewohner und mehrere Pflegekräfte mit dem Coronavirus infiziert. Auch eine Mitarbeiterin eines ambulanten Pflegedienstes habe sich angesteckt. Zudem wurde im westlichen Kreisgebiet ein Kindergarten geschlossen, weil sich eine Erzieherin infiziert hatte.

Bundeswehr holt erkrankte Polizisten aus Afghanistan zurück

Die Luftwaffe holt erstmals an Covid-19 erkrankte deutsche Polizisten aus dem Ausland zurück. Ein Airbus A400 startete am Samstag Richtung Afghanistan, wie der "Spiegel" berichtete. Das Transportflugzeug mit medizinischem Personal an Bord soll nach einer Zwischenlandung im nordafghanischen Masar-i-Scharif am Sonntag in der afghanischen Hauptstadt Kabul ankommen.

Die Rückkehr sei für den Sonntagabend geplant, sagte eine Sprecherin der Luftwaffe der Deutschen Presse-Agentur. Mitfliegen soll nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr auch ein positiv auf das Coronavirus getesteter Bundeswehrsoldat aus dem Camp Marmal in Masar-i-Scharif. Die beiden erkrankten Polizisten stammen aus NRW.

Spanien will bereits vor Juli wieder Touristen aus Deutschland ins Land lassen

Spanien will im Rahmen eines Pilotprojekts bereits vor Juli wieder deutsche, französische und skandinavische Touristen ins Land lassen. Das Pilotprojekt solle nach derzeitigem Stand die Inselgruppen der Balearen und der Kanaren umfassen, teilte das Tourismusministerium am Samstag in Madrid mit. Dort könnten die derzeit geltenden Einreisebeschränkungen bereits ab dem 22. Juni gelockert werden.

Möglicherweise würden auch weitere Regionen wie Andalusien oder Katalonien in das Projekt aufgenommen. Vor einer Woche hatte der spanische Regierungschef Pedro Sánchez angekündigt, sein Land wolle seine Grenzen für ausländische Touristen ab dem 1. Juli wieder öffnen. Die seit dem 15. Mai geltende Quarantäne-Pflicht bei einer Einreise nach Spanien werde dann aufgehoben.

Experten warnen: Lockdown-Lockerungen in England kommen zu früh

Britische Wissenschaftler haben vor den Folgen der für kommende Woche geplanten Lockerungen der Kontaktbeschränkungen in England gewarnt. Befürchtet wird, dass es zu einer zweiten Infektionswelle in der Coronavirus-Pandemie kommen könnte.

Mit geschätzt etwa 8.000 Neuinfektionen pro Tag habe der größte britische Landesteil im internationalen Vergleich noch immer sehr hohe Fallzahlen, sagte John Edmunds, ein Experte für die Berechnung der Ausbreitung von Infektionskrankheiten an der London School of Hygiene and Tropical Medicine dem "Guardian" zufolge. Dem schloss sich auch der Direktor des Wellcome Trust, Jeremy Farrar, an. "Covid-19 breitet sich zu schnell aus, um den Lockdown in England aufzuheben", schrieb er am späten Freitagabend auf Twitter.

Donna Leon schreibt neuen Brunett-Krimi wegen Corona um

Die US-Schriftstellerin Donna Leon hat den 30. Fall ihres venezianischen Ermittlers Guido Brunetti wegen der Corona-Krise umgeschrieben. "Brunetti schreckt darin vor einem Bahnhof voller Touristen zurück. 2021 wird das nicht mehr stimmig sein", sagte die 77-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag. "Also habe ich eine Erinnerung daraus gemacht: Jetzt meidet er den Bahnhof, weil alle Touristen verschwunden sind und ihn das so sehr befremdet."

Was für die Leser eine kleine Geste bleibt, ist für Leon ein Einschnitt: "In meinen Büchern gibt bis heute kein einziges Detail über den Zeitpunkt der Handlung Aufschluss, es gibt keinerlei Bezüge zu politischen, ökologischen oder historischen Ereignissen. Brunetti lebt in einer zeitlosen Blase", sagte Leon der Zeitung. "Aber die Covid-Zäsur ist so gewaltig, dass man sie nicht ignorieren kann." Der 30. Brunetti-Krimi ist für das kommende Jahr geplant.

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