Mehr als 1.000 Corona-Tote an einem Tag. Trotz erneutem Lockdown sind die Infektionszahlen in Deutschland nach den Weihnachtsfeiertagen nicht entscheidend runtergegangen. Deshalb geht NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) aktuell davon aus, dass der Lockdown verlängert wird, mit Folgen auch für Kitas und Schulen.
Ministerpräsidenten beraten Anfang Januar über verlängerten Lockdown
Die Ministerpräsidenten wollen am Dienstag (05.01.2021) zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über eine mögliche Verlängerung des Lockdowns beraten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat aber schon jetzt gesagt, dass er Schulen und Kitas "lieber eine Woche zu lang als zu kurz" schließen wolle. Entschieden wird darüber erst Anfang Januar. Und Schulen und Elternverbände in NRW werden wahrscheinlich erst am Donnerstag (07.01.21) informiert, so NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) gegenüber dem WDR.
"Wir müssen schauen, dass wir, abhängig von den Infektionszahlen, so schnell wie möglich wieder zu einem regulären Schulbetrieb kommen mit einem möglichst hohen Anteil von Präsenzunterricht", sagt Gebauer. Für sie sei und bleibe der Präsenzunterricht die erste Wahl, gerade für jüngere Kinder, die zu Hause nicht so gut alleine lernen könnten.
Stress für Eltern
Die Ministerin wirbt für Präsenzunterricht bis zu siebten Klasse, ebenso für Abschlussklassen. Für die Klassen dazwischen könne es gegebenenfalls ein Wechsel zwischen Präsenzunterricht und digitalem Unterricht geben.
Kritik äußert Franz-Josef Kahlen von der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW. Aktuell wüssten Eltern nicht, was auf sie zukommt. Für Eltern bedeute das wieder ganz viele Bälle zu gleichzeitig zu jonglieren.. "Der eigenen Beruf, die Kinderbetreuung, Hausaufgabenbetreuung, die Familienarbeit muss gemacht werden. Das ist eine sehr stressige Situation."
Birgit Völxen von der Landeselternschaft der Grundschulen hätte aus infektiologischer Sicht Verständnis dafür, nicht sofort wieder mit dem Präsenzunterricht zu beginnen. Aber durch hybriden Unterricht mit starken digitalen Anteilen drohten manche Kinder den Anschluss zu verlieren: "Das hängt ja nicht nur von der Hardware ab, die zur Verfügung gestellt wird, sondern auch davon, ob Eltern Verträge mit ausreichend Datenvolumen abgeschlossen haben."
Lehrerverband fordert Masterplan
Dieses Problem sieht auch Johanna Börgermann von der Landesschülervertretung NRW. Für sie hängt Bildungsgerechtigkeit aber nicht nur an der technischen Ausstattung: "Schulen können keine Gleichheit schaffen, solange es kein Personal gibt im psychischen Bereich, Schulsozialarbeiter, die den Schülern helfen, das ganz aufzuarbeiten. Und darauf sind die Schulen nicht vorbereitet."
Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband fordert von der Politik einen Hygiene-Stufenplan, der je nach Inzidenz klar vorgibt, wie der Unterricht zu organisieren ist. Vor allem aber müsse ein Masterplan her, wie mit den Lernrückständen durch Corona umgegangen wird: "Da geht es darum, wie kann man verhindern, dass Kinder und Jugendliche mit weniger Lebenschancen aus der Schule entlassen werden." Eine Verlängerung der Schulferien lehnt Meidinger ab. Diese wäre "nichts anderes als eine weitere Phase der Schulschließung, in der wir Kinder und Jugendliche sich selbst überlassen und unseren Bildungsauftrag nicht wahrnehmen".