Es gilt als große Hoffnung für die Behandlung von Corona-Patienten – der Wirkstoff Remdesivir des US-Pharmakonzerns Gilead. Nun hat sich US-Präsident Donald Trump 500.000 Dosen gesichert - einen Großteil der bis September angestrebten Produktionsmenge. Zugleich rechnet das Bundesgesundheitsministerium "noch in dieser Woche" mit der Zulassung des Wirkstoffes durch die Europäische Kommission - ein Konflikt zwischen den USA und der EU.
Nach WDR-Recherchen müssen sich Corona-Patienten in NRW dennoch keine Sorgen machen, dass es zu wenig Remdesivir für ihre Behandlung geben könnte.
Land verteilt Remdesivir an Kliniken
Anders als bei anderen Mitteln, kaufen die Kliniken das Remdesivir nicht direkt beim Hersteller, sondern werden vom Land beliefert. "Wir haben einen massigen Vorrat, der für längere Zeit ausreicht", sagte eine Sprecherin des Uniklinikums Münster dem WDR. Die Klinik ist eines von mehreren Remdesivir-Verteilzentren in NRW. Weitere gibt es beispielsweise in Düsseldorf und Essen.
Aktuell wird Remdesivir in Deutschland nur versuchsweise gespritzt - etwa "im Rahmen von Studien an geeigneten Patienten", wie es von der Uniklinik Essen heißt. Der Arneistoff wird in der Behandlung von Corona-Patienten eingesetzt, die eine Lungenentzündung haben, aber noch nicht künstlich beatmet werden müssen.
Die Europäische Arzneimittel Agentur EMA hatte Remdesivir erst Ende Juni zur Freigabe in Europa empfohlen. Der Freigabe muss die EU-Kommission diese Woche noch zustimmen, was aber als Formsache gilt.
Bund hat Remdesivir-Vorräte gesichert
Auch das Bundesgesundheitsministerium gibt Entwarnung: Der Bund habe sich ausreichend Remdesivir-Vorräte rechtzeitig gesichert, sagte ein Sprecher dem WDR. Zudem sei die Herstellerfirma verpflichtet, das Mittel auch "in angemessenem Umfang" zu liefern.
Erste Studie: Kürzerere Krankheitsdauer und niedrigere Sterblichkeit
Eine Studie mit weltweit über 1.000 Probanden, an der auch Ärzte der Uniklinik Köln beteiligt waren, hatte Ende April gezeigt, dass Remdesivir die Krankheitsdauer im Schnitt um vier Tage verringern kann.
"Es verkürzt nicht nur die Krankheitsdauer, sondern hat auch einen Effekt auf die Sterblichkeit", sagt Dr. Jan Rybniker, Infektiologe an der Uni-Klinik Köln. "Es werden noch viele weitere Studien folgen, die das hoffentlich bestätigen werden." Ursprünglich wurde Remdesivir für die Behandlung von Ebola-Patienten eingesetzt.