In den nächsten Tagen könnte durch die europäische Arzneimittelbehörde auch in Deutschland das erste Medikament zugelassen werden, das Covid-19-Patienten Linderung verspricht: Remdesivir.
An der Uniklinik Köln war auch der Infektiologe Jan Rybniker an der entscheidenden Studie beteiligt, die die Wirksamkeit von Remdesivir jetzt bewiesen hat. Er behandelt Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, würde gerne mit Remdesivir therapieren.
"Im Moment ist Remdesivir die einzige Substanz, die schon in einer randomisierten klinischen Studie getestet wurde und einen Effekt gezeigt hat. Deswegen ist es für uns extrem wichtig, dass wir diese Substanz jetzt möglichst rasch einsetzen können."
Remdesivir verkürzt laut Studie Zeit bis zur Genesung
Die Studie hat eindeutig nachgewiesen, dass Remdesivir wirkt. Es ist ursprünglich ein Ebolamedikament und verkürzt die Zeit bis zur Genesung der Patienten deutlich.
Wer bekommt Remdesivir?
Der Wirkstoff Remdesivir ist in Europa unter Auflagen als erstes Mittel zur Therapie von Covid-19 zugelassen worden. Zunächst sollen nur bestimmte Erkrankte damit therapiert werden: Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren mit Lungenentzündung, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen.
Das Medikament habe jedoch "keinen entscheidenden Einfluss" auf die Überlebenswahrscheinlichkeit, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Sie rät daher vom Einsatz des antiviralen Medikaments ab.
Ihre neue Empfehlung bedeute aber nicht, dass Remdesivir absolut keinen Vorteil für Patienten bringe, so die WHO-Experten. Sie sei das Ergebnis einer Abwägung zwischen den neuesten Zahlen, Behandlungskosten und Verabreichungsmethoden.
Stand: 20.11.2020
Jan Rybniker: "Es verkürzt nicht nur die Krankheitsdauer, sondern es hat auch einen gewissen Effekt auf die Sterblichkeit. Das war jetzt auch nur eine erste Studie. Es werden viele weitere Studien folgen, die das hoffentlich noch mal bestätigen werden."
Aber auch ein verkürzter Aufenthalt im Krankenhaus und auf der Intensivstation sei von großer Bedeutung. "Je weniger Tage Patienten intubiert und beatmet sind, umso geringer werden die Komplikationen im Nachhinein sein."
Im Moment steht Jan Rybniker Remdesivir nur im Rahmen individueller Heilversuche für seine Patienten zur Verfügung. Seit über drei Wochen jedoch ist es bereits in den USA zugelassen und wird überall eingesetzt. Jan Rybniker wartet dringend auch in Deutschland auf die Zulassung durch die europäische Zulassungsbehörde.
Bundesregierung bestätigt Einkauf von Remdesivir
Wie der WDR erfuhr, bereitet sich das Bundesgesundheitsministerium auf die Zulassung von Remdesivir vor und hat Kontakt zur Herstellerfirma "Gilead" aufgenommen. Das Ministerium schreibt:
"Die Firma Gilead stellt über die Bundesregierung eine limitierte Menge zuätzlicher Behandlungseinheiten (...) bereit . Die Verteilung (...) erfolgt über eine zentrale Stelle an 18 Apotheken von Unikliniken in Deutschland und STAKOB-Behandlunsgzentren." (Anmerkung der Redaktion: STAKOB sind spezialisierte Behandlungszentren.)
Das Bundesgesundheitsministerium entscheidet darüber, welche Klinikapotheken Remdesivir bekommen. Noch ist nicht bekannt, welche es sein werden. Auch nicht, welche Mengen des Medikamentes zur Verfügung stehen werden.
Wird es genug Remdesivir in Deutschland geben?
Ob das Medikament in Deutschland zur Behandlung von Covid-19-Patienten in ausreichendem Maße verfügbar sein wird, hängt wohl auch von der Entwicklung der Fallzahlen ab.
"Wir rechnen jetzt in den nächsten ein bis zwei Wochen nicht mit sehr hohen Fallzahlen, sodass wir aktuell keinen Engpass mit Remdesivir erwarten", sagt Jan Rybniker.
Die Situation könne sich aber ändern, wenn es in Deutschland sehr viel mehr Fälle gebe, so wie es jetzt gerade in anderen Ländern passiert. "Dann kann es durchaus dazu führen, dass wir einen Engpass haben, aber für Deutschland sehe ich die Gefahr derzeit nicht."
Der Remdesivir-Produzent "Gilaed" verspricht unterdessen, dass bis Jahresende das Medikament für rund eine Million Behandlungen zur Verfügung stehen soll.
In den USA ist derweil eine Diskussion darüber entbrannt, dass die Entwicklung des Medikaments von US-Gesundheitsbehörden und dem amerikanischen Steuerzahler zwar mitfinanziert worden ist, "Gilaed" den Verkaufspreis aber weitgehend selbst bestimmen kann. Das berichtete die "Washington Post" am Dienstag (26.05.2020).
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