Maskenpflicht im ÖPNV: Zwei Bundesländer schaffen sie ab

Stand: 06.12.2022, 19:04 Uhr

Die deutschen Bundesländer sind sich weiter uneins: Während NRW-Gesundheitsministier Laumann an der Maskenpflicht in Bus und Bahn festhalten will, wird sie in Bayern und Sachsen-Anhalt abgeschafft.

Als erstes Bundesland hat Bayern angekündigt, die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) abzuschaffen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte, dass es dort ab dem 10. Dezember nur noch die Empfehlung zum Tragen einer Maske geben soll, um sich und andere vor einer Corona-Infektion zu schützen. Sachsen-Anhalt zieht nach und und hat das Ende der Maskenpflicht zum 8. Dezember angekündigt.

Maskenpflicht: Keine bundesweit einheitliche Linie

Die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder hatten am Montag über die Maskenpflicht im ÖPNV beraten, sich aber nicht auf eine einheitliche Linie einigen können: Die meisten Länder wollen die Maskenpflicht im ÖPNV nur bis zum Jahresende verlängern, einige andere allerdings darüber hinaus. Im Fernverkehr bleibt die FFP2-Maskenpflicht dagegen bis zum 7. April 2023 bestehen. So ist es im bundesweit gültigen Infektionsschutzgesetz geregelt.

NRW-Gesundheitsminister will an Maskenpflicht festhalten

In NRW erteilte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) dem Wegfall der Pflicht zuletzt eine Absage. Er sagte, es sei den Bürgerinnen und Bürgern nicht zu vermitteln, wenn die Maskenpflicht im Fernverkehr gelte, im Nahverkehr aber nicht. Im NRW-Nahverkehr gilt die Pflicht, mindestens eine OP-Maske zu tragen.

FDP für Abschaffung der Maskenpflicht

Henning Höne, Vorsitzender der FDP-Fraktion im NRW-Landtag fordert hingegen die Abschaffung der landesweiten Maskenpflicht im Nahverkehr. "Wie aktuelle Studiendaten zeigen, besitzen 95 Prozent der Bevölkerung durch Impfung bzw. Infektion bereits Antikörper gegen das Coronavirus", so Höne. "Aufgrund dieser soliden Grundimmunität, plädieren wir für eine Masken-Empfehlung statt einer Maskenpflicht. Denn Bürgerinnen und Bürger können sich selbst schützen und eigenverantwortlich entscheiden."

Christian Dürr, Chef der FDP-Bundestagsfraktion, fordert sogar im Fernverkehr die Maskenpflicht abzuschaffen. Das sollte seiner Ansicht nach noch vor Weihnachten passieren, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Während der Beratungen der Ministerinnen und Minister hatten sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, für die Beibehaltung der Maskenpflicht ausgesprochen. Das berichtete im Anschluss eine Sprecherin des sachsen-anhaltischen Sozialministeriums.

Virologe Stürmer hält nichts von Maskenpflicht-Aus

Ähnlich sieht es der Virologe Martin Stürmer. Er hält derzeit nichts davon, an der Maskenpflicht im ÖPNV zu rütteln: "Der öffentliche Personennahverkehr ist eine bekannte Quelle für Erkältungserreger", sagte er am Montag im WDR. Damit sei ein Ende der Maskenpflicht kontraproduktiv - mit Blick auf Corona und viele andere Infektionen.

"Schlechte Belüftung" in Bus und Bahn

"Wenn wir diese Maßnahme zurückführen, schüren wir eigentlich nur das Feuer weiter, dass mehr Menschen sich infizieren", so Stürmer. Damit würden mehr Menschen zu Hause bleiben und für den Arbeitsmarkt ausfallen. Stürmer verweist dabei vor allem auf die schlechte Belüftung in Bus und Bahn, die das Infektionsrisiko erhöhe.

"Wenn wir diese Maßnahme zurückführen, schüren wir eigentlich nur das Feuer weiter, dass mehr Menschen sich infizieren." Martin Stürmer

Doch es gibt Widersprüche: Schülerinnen und Schüler müssen beispielsweise im Bus eine Maske tragen, im Klassenraum aber nicht. Zum Konzert kommt man im Bus nur mit Maske, im Konzert aber steht man dicht an dicht ohne Schutz. Virologe Stürmer indes hätte sich ohnehin auch für andere Innenräume ein Festhalten an der Maskenpflicht gewünscht.

Virologe Schmidt-Chanasit: "Nicht jede Infektion verhindern"

Professor Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe an der Uni Hamburg, verweist mit Blick auf die Maskenpflicht allerdings darauf, dass die Situation mittlerweile eine ganz andere sei als noch vor ein, zwei Jahren. "Es geht hier nicht darum, jede Infektion zu verhindern. Das kann ja nicht das Ziel sein. Schon gar nicht mit dieser einen singulären Maßnahme. Das ist gar nicht zu schaffen."

Schmidt-Chanasit betont, dass es viel wichtiger sei "die Notsituation in den Krankenhäusern und Kliniken bezüglich des Personals" im Blick zu behalten.