Antikörper bei 95 Prozent der Menschen - neue Impfkampagne

Stand: 14.10.2022, 11:50 Uhr

Gesundheitsminister Lauterbach hat eine neue Corona-Impfkampagne vorgestellt. Eine neue Studie zeigt allerdings: 95 Prozent der Bevölkerung sind derzeit schon moderat bis gut geschützt.

"Die Richtung, in die wir unterwegs sind, ist keine gute", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag mit Blick auf steigende Corona-Zahlen bei Ansteckungen, Gestorbenen und Belastungen in Kliniken. "Es ist jetzt wirklich an der Zeit." Es sei sinnvoll, jetzt mit einigen weniger scharfen Corona-Regeln zu abeiten. Ansonsten müsste man später sehr drastische anwenden. Zwar haben laut einer neuen Studie bereits 95 Prozent der Bevölkerung Corona-Antikörper. Der Immunschutz hält aber nicht auf Dauer.

Studien-Zwischenergebnis: Großteil der Menschen geschützt

Am Donnerstag hatte das Bundesforschungsministerium Zwischenergebnisse dieser vom Bund geförderten Immunstudie veröffentlicht. Ihr Titel: "Immunebridge". Demnach "ist ein Großteil der Menschen in Deutschland im kommenden Herbst und Winter moderat bis gut gegen schwere Corona-Verläufe geschützt", erklärte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP).

Für die Bundesländer bedeute das: "Sie müssen nur dann auf zusätzliche Schutzmaßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz zurückgreifen, falls sich eine neue, gefährlichere Variante durchsetzen sollte" als Omikron BA.5, so die Ministerin. Ihr Kabinettskollege Karl Lauterbach sieht das ein wenig anders. Am Donnerstag warb er für eine allgemeine Maskenpflicht in Innenräumen. Mehr dazu unter diesem Link:

Für den Bonner Virologen und Sprecher der Studie, Hendrik Streeck, zeigen die Zwischenergebnisse der Studie auch noch etwas anders:

"Dies bedeutet in der Pandemie-Bekämpfung, dass Infektionszahlen nicht mehr in erster Linie ausschlaggebend sind, sondern wie viele Patienten im Krankenhaus 'mit' Corona behandelt werden." Hendrik Streeck, Virologe
Hendrik Streeck, Virologe | Bildquelle: dpa / Rolf Vennenbernd

Außerdem lassen die Daten laut Streeck erkennen, "dass wir eine deutliche Immunitätslücke in den Risikogruppen haben und dass Impfkampagnen bei über 70-Jährigen dringend notwendig sind"

Neue Corona-Impfkampagne startet

Passend dazu stellte Gesundheitsminister Lauterbach am Freitag eine neue Kampagne unter dem Motto "Ich schütze mich" vor, die für Impfungen, aber auch für gegenseitige Vorsicht und Schutz mit Masken werben soll.

Es sei keine Angstkampagne, so Lauterbach. "Es geht darum, dass wir als Gemeinschaft zusammenhalten." In der Kampagne würden 84 "echte Personen" von ihrem Schicksal etwa auch zu länger anhaltenden Gesundheitsbeschwerden nach Infektionen (Long Covid) berichten. Ein Beispiel gibt es in diesem Tweet:

Lauterbach: Instrumente sind vorhanden

Der Minister machte deutlich, dass mit fortentwickelten Impfstoffen, Medikamenten für Infizierte und genaueren Daten die Instrumente für eine Pandemie-Kontrolle im Herbst und Winter vorhanden seien.

Die Bundesregierung setze alles daran, dass die Corona-Krise in Zeiten des Ukraine-Krieges und hoher Inflation im Hintergrund bleibe und nicht zum bestimmenden Thema im Herbst und Winter werde.

Belastungen im Gesundheitswesen könne es im Herbst und Winter aber trotzdem geben, so die Autorinnen und Autoren der Immunebridge-Studie - und zwar allein durch den kleinen Teil der Bevölkerung, der noch gar keine Impfungen und Infektionen hinter sich hat.