Geselligkeit, Kultur, Sport oder Kneipentour - das alles steht ab Montag (02.11.2020) auf der Streichliste. Bevor die neuen verschärften Coronaregeln greifen, denkt manch einer, an diesem Wochenende noch mal alles mitnehmen zu müssen. Noch einmal ins Restaurant, ein Treffen mit Freunden, ein Besuch in der Bar - Genuss auf Vorrat sozusagen. Eine gute Idee?
"Ich finde, das ist nicht falsch, wenn man das genießt", sagt Jan Kalbitzer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, gegenüber dem WDR. Doch der Arzt wünscht sich eigentlich, dass die Menschen vielmehr ihren Fokus verändern und erkennen, was ihnen gut tut.
"Wir sind so fixiert darauf, was die Virologen sagen und wie sich das Virus im Körper ausbreitet. Wir müssen doch mal darauf gucken, was uns gesund hält." Was fehlt eigentlich, wenn das Ausgehen nicht mehr wie gewohnt möglich ist? Nach was sehnen wir uns? Und wie kann man das aufrecht erhalten?
Vielen fehlt der Körperkontakt
Körperliche Nähe zum Beispiel sei wichtig, so Kalbitzer. Es sei doch unproblematisch, wenn man einen Freund umarme und dabei eine FFP2 Maske aufsetze. "Oder, wenn man sich im Freien unterhält - auch ohne Maske, um sich anzulächeln."
Wer unbedingt mit Freunden gut essen wolle, könne sich Speisen im Lieblingsrestaurant holen und es mit Abstand draußen verzehren.
"Die Welt geht nicht unter"
Nicht für jeden sei das einfach. "Wenn wir das Gefühl haben, da draußen ist eine Bedrohung, dann geraten wir in einen Kampf- oder Fluchtmodus." Hektisch und hysterisch werden bringe aber nichts. Man dürfe jetzt auch nicht einfach nur in einen "Durchhalte-Modus" gehen, das erschöpfe nur.
Vielmehr müsse man sich den neuen Bedingungen anpassen. "Die Welt geht nicht unter. Wir müssen gucken, was uns langfristig durch die Krise bringt und welche Rituale wir uns erhalten müssen, damit das auch aus Sicht des Psychiaters funktionieren kann."