Harter Corona-Lockdown oder Öffnung? Saarland geht voran

Stand: 02.04.2021, 12:43 Uhr

Das Saarland setzt auf Öffnungen und Tests - trotz steigender Infektionszahlen. Und in NRW bewirbt sich fast das ganze Land, um Modellregion zu werden. Ist das der richtige Zeitpunkt?

Sie tut es wirklich: Die Regierung des Saarlands hat beschlossen, dass ab Dienstag die Außengastronomie, Fitnessstudios und Theater wieder öffnen können. Die Inzidenz ist auch im Saarland geklettert, wenn auch moderat. An Karfreitag lag sie bei 84,5.

"Wenn das Infektionsgeschehen nicht unter Kontrolle bleibt und dem Gesundheitssystem eine Überlastung droht, werden wir, ohne zu zögern auf Stufe Rot stellen und die Notbremse ziehen", so Ministerpräsident Tobias Hans von der CDU. Man mache keine Experimente.

Fast ganz NRW will Modellregion werden

Immerhin liegt die Inzidenz im Saarland schon lange unter der kritischen Marke von 100. Davon ist NRW ein gutes Stück entfernt - mit 128,7 am Karfreitag. Dennoch haben sich insgesamt 46 Kommunen - 26 Kreise und 20 Städte - als Modellregion für Öffnungen beworben. Also fast alle der 53 Städte und Kreise im Land. Das Land will nach Ostern sechs bis acht Kommunen auswählen.

Natürlich sind die Öffnungen verbunden mit einem strengen Sicherheitskatalog. Besonderes Gewicht liegt auf der Kontaktnachverfolgung, Impfung und Testung. Und dennoch bleibt angesichts der hohen Zahl an Neuinfektionen ein Beigeschmack.

"Nicht die Zeit für Partys im Park"

Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery fordert statt Lockerungen viel eher einen harten und konsequenten Lockdown. "Man darf nicht über Lockerungen reden, sondern darüber, wie wir das exponentielle Wachstum wieder einfangen", sagte er im Videopodcast "19 - die Chefvisite". An einem harten Lockdown führe kein Weg vorbei. "Wir müssen unsinnige Kontakte unbedingt vermeiden, es ist nicht die Zeit für Partys im Park."

Mehrheit für härteren Lockdown

Laut ARD-Deutschlandtrend vom Donnerstag befürwortet eine klare Mehrheit der Bürger einen härteren Lockdown. Gut zwei Drittel (67 Prozent) halten diese Maßnahme für eher richtig, 30 Prozent für eher falsch.

Auch der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (SPD) setzt sich in einem Brief an die Bundeskanzlerin für einen bundes- und landesweiten harten Lockdown ein. Gerade in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet seien lokale Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen nur vereinzelter Städte nicht erfolgversprechend, schreibt er an die Kanzlerin.

Drosten: Es bleibt "nur noch der Holzhammer"

Der Charité-Virologe Christian Drosten bezeichnete im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" die Lage als "sehr ernst und sehr kompliziert". Aus seiner Sicht bleibt "nur noch der Holzhammer". Sprich: harter Lockdown.

Merkels Gebot der Stunde

Angela Merkel (CDU) sagte in ihrem Podcast: "Wenn wir es noch mit dem ursprünglichen Coronavirus zu tun hätten, wären die Fallzahlen sehr niedrig. Eine ansteckendere, gefährlichere Mutation hat seinen Platz eingenommen. Damit ist die dritte Welle eine neue Pandemie."

Um "das starke Wachstum der Infektionszahlen zu bremsen, zu stoppen und umzukehren", müsse die Bevölkerung die strikten Maßnahmen zur Kontaktreduzierung auch an Ostern einhalten. Das sei jetzt "das Gebot der Stunde".