Endlich wieder präsent sein in den Schulen und nicht mehr nur Unterricht auf Distanz: Viele Lehrerinnen und Lehrer hätten darauf gewartet, sagt Sven Christoffer vom Verband LehrerNRW. Und auch viele Kommunen und Schulleitungen im Land bestätigen, dass man sich freue und gut vorbereitet sei.
Hier finden Eltern und Schüler die wichtigsten Antworten rund um den Neustart an den Schulen:
Was heißt eigentlich Wechselunterricht?
Wechselunterricht bedeutet, dass nicht jedes Kind jeden Tag zur Schule gehen wird. Die Klassen werden für den Präsenzunterricht aufgeteilt. Und zwar nach unterschiedlichen Modellen, die von Schule zu Schule variieren: Mal gibt es Unterricht in der Schule an jedem zweiten Tag wie an einer Schule in Köln-Deutz, mal im halbwöchentlichen Wechsel mit den anderen, wie ein Beispiel aus Frechen zeigt.
Die übrige Zeit arbeiten die Kinder weiterhin zu Hause. Der Präsenzunterricht ist je nach räumlichen und personellen Möglichkeiten der jeweiligen Schule gestaltet.
Auch wenn das Bild von Ort zu Ort unterschiedlich ist: Tendenziell werden Grundschulkinder eher mehrmals pro Woche in die Schule kommen, so die Einschätzung der Bezirksregierung Arnsberg, damit die Lücken im persönlichen Kontakt überschaubar blieben. Ältere Schüler hingegen könnten auch über mehrere Tage gut im Homeoffice arbeiten.
Während der Wechselunterricht für Grundschüler ein Muss ist, sei er für die Abschlussklassen übrigens nur eine Option, schränkt Sven Christoffer vom Verband LehrerNRW ein. Er sagt, es werde bei den älteren Jahrgängen hier und da auch durchaus vollere Klassenzimmer geben, wenn etwa nicht genug Lehrkräfte eingesetzt werden könnten.
Wo gilt die Maskenpflicht in der Schule?
Ab sofort überall. Also auf dem Schulhof, in den Fluren und auch im Klassenzimmer. Das bedeutet, auch Grundschüler müssen jetzt an ihren Plätzen Masken tragen. Auch wenn der Abstand eingehalten wird. Die Landesregierung hat die Regeln nämlich verschärft.
Vorgeschrieben sind grundsätzlich medizinische Masken (also OP-Mundschutz oder FFP2-Maske), so wie sie schon jetzt etwa in Supermärkten getragen werden müssen. Einzige Ausnahme: Jüngere Kinder bis zur Klasse 8, denen die medizinischen Masken zu groß sind, dürfen auf die Alltagsmasken zurückgreifen.
Wird es an den Schulen Corona-Schnelltests geben?
Für Schüler sind vorerst keine Tests vorgesehen, bisher bekommen nur Lehrkräfte die Möglichkeit, sich zweimal pro Woche testen zu lassen.
Auch hier gehen einzelne Kommunen wie Münster weiter und wollen demnächst auf sogenannte Laientests setzen, die Eltern bei ihren Kindern durchführen können sollen. Hierzu sollen leicht verständliche Informationen in mehreren Sprachen erarbeitet werden, wie es bei der Stadt Münster heißt.
Ansonsten gilt für Schülerinnen und Schüler weiterhin: Wer Erkältungssymptome verspürt, bleibt vorsorglich zu Hause und kontaktiert einen Arzt.
Dr. Folke Brinkmann, Fachärztin für Lungenheilkunde an der Universitäts-Kinder-Klinik Bochum, warnte in der "Aktuellen Stunde" ohnehin davor, Schnelltests als Allheilmittel gegen die Verbreitung des Coronavirus in Schulen zu sehen. Zum einen gebe es bislang wenig Informationen, ob die Tests bei Kindern überhaupt gut funktionieren, zum anderen sei ein Schnelltest bei einer Person, die noch keine Symptome zeigt, auch häufiger mal falsch negativ. "Ein Schnelltest ist eine Möglichkeit, einen Teil der Infizierten zu finden, aber eine 100prozentige Sicherheit wird es damit nicht geben", so Brinkmann.
Werden die Klassenräume ausreichend gelüftet?
Damit ausreichend Frischluft in die Klassenzimmer kommt, setzen viele Schulen auf sogenannte CO2-Ampeln. Das sind Messgeräte, die melden, wenn die Luft verbraucht ist und es Zeit wird, mal wieder ein Fenster zum Lüften zu öffnen. In der Regel gilt aber: Alle 20 Minuten muss ordentlich durchgelüftet werden.
Warum werden nicht mehr Luftfliteranlagen eingesetzt?
Nicht alle Schulräume haben genügend Fenster oder Fenster, die sich nicht öffnen lassen. Für diese Fälle hat das Land 50 Millionen Euro bereitgestellt. Damit können entsprechende Luftfilteranlagen angeschafft werden. Allerdings haben die Kommunen bislang nur knapp 20 Millionen Euro abgerufen. Woran das konkret liegt, ist unklar.
Viele Schulen geben an, über genügend Räumlichkeiten zu verfügen, die gut zu lüften seien - so etwa in Rheine oder Bocholt. Momentan werden durch den Wechselunterricht einzelner Jahrgänge aber auch nicht alle Räume genutzt.
Die Nachfrage nach Luftfilteranlagen hänge aber vermutlich von vielen Faktoren ab, mutmaßt die Bezirksregierung Arnsberg. Sollte der Winter noch einmal zurückkommen, würden solche Anlagen wohl wieder stärker nachgefragt. Wenn es, wie im Moment, eher frühlingshaft bleibe, reiche auch das offene Fenster, heißt es. Da die Infektionslage an sich sehr dynamisch sei, sei auch alles, was damit zusammenhänge, schwierig einzuordnen.
Welche weiteren Hygieneregeln gelten an den Schulen?
Im Prinzip gilt alles, was auch vor dem Lockdown Gültigkeit hatte.
- Alle haben feste Sitzplätze im Klassenraum.
- Die Hände werden regelmäßig gewaschen und desinfiziert.
- Die eingeteilten Gruppen sollen unter sich bleiben.
- Es gelten in den Gebäuden vorgegebene Laufwege.
- Pausen sollen nach Möglichkeit im Freien verbracht werden.
Die Einhaltung der Hygieneregeln ist für Dr. Folke Brinkmann essentiell. Gerade in der Grundschule "stecken sich die Kinder untereinander zum Glück wenig an", so die Ärztin. Dies hätten verschiedene Untersuchungen gezeigt. Vielmehr werde das Virus in der Regel von den Lehrern an die Kinder weitergegeben, weshalb die Umsetzung eines guten Hygienekonzepts "sehr wichtig" sei.
Welches Infektionsrisiko birgt der Schulweg?
Die teilweise Öffnungen der Schulen und auch der Normalbetrieb in den Kitas, der ab Montag ebenfalls wieder aufgenommen wird, wird für deutlich mehr Mobilität im Land sorgen. Das heißt auch: Die Busse werden wieder voller.
In vielen Städten werden die Bustakte daran angepasst. So setzt etwa Wuppertal wieder deutlich mehr Busse ein als in den vergangenen Wochen. Auch die Stadtwerke Münster kehren zumindest morgens zu ihrem üblichen Werktagsfahrplan zurück, ebenso Aachen.
Außerdem gibt es in einigen Städten versetzten Unterrichtsbeginn, um den Ansturm zu entzerren. So beginnen die Gymnasien in Münster beispielsweise eine halbe Stunde später mit dem Unterricht.
Wird überprüft, ob das Infektionsrisiko steigt?
Ob und wie sich die Öffnungen von Schulen und Kitas im Land auf das Infektionsgeschehen auswirken werden, müsse sehr genau beobachtet werden, hat am Freitag Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angemahnt. Möglicherweise müsse dann der Schulbetrieb differenzierter umgesetzt werden, heißt: auf regionaler Ebene. Damit meint Spahn konkret, dass auf die jeweiligen Inzidenzen in den einzelnen Städten und Kreisen geschaut werden müsse.
Wenn eine Region einen stabil unter 35 liegenden Inzidenzwert habe, dann sei es auf jeden Fall vertretbar, dass Schulen geöffnet seien, sagt auch Franz-Josef Kahlen von der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW. Fakt ist aber, dass die Inzidenzen landesweit derzeit recht weit auseinander liegen.