Vanessa Kaufmann steht mit einer Freundin im Dortmunder Flughafen am Check-In-Schalter. Die beiden Frauen haben sich spontan entschieden, doch noch nach Spanien in den Urlaub zu fliegen: "Die Flüge haben nur 60 Euro gekostet. Die Wohnung war auch sehr preiswert." Auch die junge Frau im Last-Minute-Reisebüro verkauft wieder Reisen, Mallorca ist recht gefragt. "Aber insgesamt läuft es schleppend", sagt sie.
Nur ein Viertel der normalen Passagierzahl
Es läuft wieder, aber schleppend – so lässt sich auch die Situation an Nordrhein-Westfalens größtem Flughafen in Düsseldorf zusammenfassen. Zu Ferienbeginn Ende Juni sind rund 100 Flüge pro Tag gestartet, im Juli sind es 200, im August sollen es 300 pro Tag werden. Allerdings: In früheren Sommerferien starteten bis zu 700 Flüge ab Düsseldorf. Der Hauptkunde Eurowings steuert mittlerweile wieder 50 Ziele an – vor einem Jahr waren es noch 120. Der Flughafen erwartet in den Ferien gerade mal ein Viertel der Passagierzahl, die vor Corona normal war.
Im Juni flog kaum jemand ab NRW
Aber immerhin fliegen überhaupt wieder Menschen. Im Juni war das kaum der Fall. In Paderborn sind beispielsweise den gesamten Juni nur 382 Menschen gestartet und gelandet, ein Minus von 99,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
An anderen Airports sah es im Juni nicht viel besser aus. Köln-Bonn musste ein Minus von 95,3 Prozent verkraften, der Flughafen Münster-Osnabrück ein Minus von 97,2 Prozent. In Weeze sank die Zahl der Fluggäste um 99,4 Prozent.
Arbeitsplätze gefährdet
Die Folge: Leere Kassen bei den Flughäfen. Düsseldorf verliert jeden Monat 10 Millionen Euro dadurch, dass kaum geflogen wird. In Münster-Osnabrück ist von einer Million monatlichem Verlust die Rede, und der Flughafen Köln-Bonn wird dieses Jahr voraussichtlich 100 Millionen Euro weniger Umsatz als vergangenes Jahr machen. Die Betreiber der Flughäfen rufen deshalb bereits nach Staatshilfen: "Ohne finanzielle Unterstützung werden die Flughäfen die Krise nicht überstehen", appellieren die Gesellschafter der Flughäfen in Dortmund, Weeze, Münster und Paderborn an die NRW-Landesregierung. Es drohe eine existenzielle Gefährdung, heißt es in dem Schreiben. Düsseldorf hat im April bereits den Abbau von 600 Arbeitsplätzen diskutiert.
Diskussion um staatliche Unterstützung
Und es tut sich was. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte den Flughäfen bei einem Luftfahrt-Gipfel am vergangenen Donnerstag (23.07.2020) Unterstützung zu. Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verkehrsflughäfen verweigert zu dem Thema vielsagend einen Kommentar. "Warten Sie mal die nächste Woche ab", sagt eine Sprecherin am Telefon.