Grammys, Football, Gelsenkirchen: Wie Taylor Swift die Welt bewegt

Stand: 05.02.2024, 21:51 Uhr

Der Taylor Swift-Hype geht weiter: Sie bricht Rekorde bei den Grammys, ihr Freund steht am Sonntag im Super Bowl, sie selbst auf Donald Trumps "Feindesliste". Und dann ist da noch die Geschichte mit Gelsenkirchen...

Von Ingo NeumayerIngo Neumayer

Das "Album des Jahres" gilt auch im Streaming-Zeitalter immer noch als Königskategorie bei den Grammys, dem wichtigsten Musikpreis der Welt. Wer hier gewinnt, gehört zur "Crème de la Crème" im Rock und Pop. Und sich diese Trophäe zu sichern, ist gar nicht so einfach: Den Beatles, Fleetwood Mac oder Michael Jackson gelang das beispielsweise nur einmal, Elton John, Bruce Springsteen oder Madonna nie.

Taylor Swift hingegen ist seit Sonntag Rekordhalterin: Mit ihrem Album "Midnights" räumte die Sängerin bereits zum vierten Mal die begehrte Trophäe ab. So oft schaffte das bislang niemand.

erfolgreichste Musikerinnen und Musiker in der Grammy-Kategorie "Album des Jahres"

Server brechen zusammen bei Album-Vorbestellungen

Bei ihrer Dankesrede kündigte Swift ein neues Album an, das im April erscheinen soll und direkt so zahlreich vorbestellt wurde, dass die Server mancher Online-Shops stellenweise in die Knie gingen. Dazu kommt Swifts laufende "Eras"-Welttournee, die als erfolgreichste Tour aller Zeiten gilt und die voraussichtlich über eine Milliarde Dollar einspielen wird.

Auch in Deutschland sind in diesem Sommer sieben Konzerte in den größten Stadien geplant - in Hamburg, München und auf Schalke. Keine Frage: Taylor Swift ist gerade der wohl größte Popstar der Welt.

Ikone, Idol, Popstar: Was macht Taylor Swift aus?

Taylor Swift

Bricht einen Rekord nach dem anderen: Taylor Swift

Doch wie lässt sich das Phänomen Taylor Swift erklären? Wie können mehr oder weniger genervte Eltern verstehen, wenn ihre meist minderjährigen Töchter sich als "Swiftie" sehen und den ganzen Tag von nichts anderem reden als von der 34-jährigen Sängerin aus den USA?

Da hilft als erstes ein Blick auf die Musik: Swift wurde zwar an der US-Ostküste in Pennsylvania geboren, ihre Karriere begann aber in der Country-Hochburg Nashville, Tennessee. Bereits als 17-Jährige veröffentlichte sie ihr Debütalbum, das sich millionenfach verkaufte.

Viele Fans zunächst eher konservativ und vom Land

Ihr Sound war damals noch sehr vom Country beeinflusst, entsprechend hatte sie zunächst viele eher konservative Fans in ländlichen Gebieten. Mit den nächsten Alben integrierte sie immer mehr Pop-Elemente und wurde so auch für viele Hörer außerhalb des Country-Genres interessant.

Von Country bis Alternative: Breites musikalisches Spektrum

Vor allem für junge Mädchen wurde Taylor Swift, die oft über Liebe, Beziehungen und die Probleme damit singt, ein Idol - und ein weltweiter Teenie-Star. Von älteren Hörern und "Musikexperten" wurde Swift damals eher belächelt.

Doch das änderte sich Anfang der 2020er Jahre, als Swift ihren Sound erneut erweiterte und "erwachsenere" Songs mit Einflüssen aus Folk, Rock und Alternative komponierte und sich dabei mit Genregrößen wie Bon Iver oder Aaron Dessner (The National) zusammentat. Inzwischen können sich sehr viele Musikfans verschiedener Generationen auf Taylor Swift einigen, nicht selten sieht man dabei Vater-Tochter-Kombinationen auf den Konzerten.

Voller Einsatz für die Fans: Konzerte dauern weit über drei Stunden

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist Swifts Einstellung zum "Beruf" Popstar: Sie zeigt viel Fannähe, kaum Allüren und wirkt trotz ihrer mehreren hundert Millionen auf dem Konto als "girl next door", also als bodenständige Künstlerin, die im Grunde mit denselben Themen beschäftigt ist wie ihre Fans. Ihre Shows sind Mammutveranstaltungen und dauern weit über drei Stunden - auch das ein Faktor, der die nicht gerade niedrigen Ticketpreise wohl leichter verschmerzen lässt.

Blaupause der emanzipierten Künstlerin und Geschäftsfrau

Dazu kommt: Taylor Swift ist die Blaupause der eigenständigen und selbstbewussten Künstlerin, die sich im Musikbusiness nicht unterkriegen lässt. So nahm sie nach Ärger mit ihrem Musikverlag kurzerhand mehrere ihrer Alben neu auf, da sie die Rechte an den ursprünglichen Versionen ihrer Kompositionen nicht besaß. Auch durch ihr Gebaren als Geschäftsfrau wurde Swift zum emanzipatorischen Vorbild.

Und natürlich hat Taylor Swift auch großen gesellschaftlichen Einfluss. Anfangs hielt sie sich mit Statements zu sozialen und politischen Themen zurück und wurde aufgrund ihrer Wurzeln im Country eher als konservativ eingeordnet.

Swift nannte Trump einen "Betrüger"

Das änderte sich 2018, als sie dazu aufrief, in Tennessee den demokratischen Senatskandidaten ihre Stimme zu geben. 2020 kritisierte sie den damaligen Präsidenten Donald Trump als "offensichtlichen Betrüger", dessen Politik in der Pandemie das Leben von Millionen Menschen gefährde. Inzwischen spricht sie sich auch in ihren Songs gegen das Patriarchat aus und setzt sich dort für die LGBTQIA+-Community ein.

Trump vs. Popstar: Kann Taylor Swift die US-Wahl beeinflussen?

WDR 3 Mosaik 02.02.2024 05:58 Min. Verfügbar bis 01.02.2025 WDR 3


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Verschwörungstheorien gegen Swift und ihren Freund Kelce

Spätestens seit ihre Beziehung mit dem Footballer Travis Kelce bekannt wurde, sind die beiden Hassfiguren für die meisten rechten Republikaner. Denn auch Kelce gilt als liberal und machte unter anderem Werbung für eine Corona-Impfkampagne.

Taylor Swift küsst ihren Freund Travis Kelce

Pop + Football = Big Love

Das geht so weit, dass sich inzwischen Verschwörungstheorien bilden, in denen behauptet wird, dass ein Sieg von Kelces Verein Kansas City Chiefs beim Super Bowl am kommenden Sonntag bereits beschlossene Sache wäre. So soll die Aufmerksamkeit für Taylor Swifts angeblich bevorstehenden Aufruf gesteigert werden, bei den US-Präsidentschaftswahlen im November für Joe Biden zu stimmen.

Planen Republikaner einen "heiligen Krieg" gegen Swift?

Kein Wunder also, dass Taylor Swift auch ein Dorn im Auge von Donald Trump ist, dem voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Laut dem US-Magazin "Rolling Stone" sei in Trumps Umfeld von einem "heiligen Krieg" gegen Swift die Rede. sollte diese offen Biden unterstützen.

Viele konservative Medien schießen in ihren Kommentaren bereits jetzt gegen Swift und fordern sie auf, sich politisch zurückzuhalten. Die Sorge, dass der größte Popstar der Welt, der 280 Millionen Instagram-Follower hinter sich weiß, die Wahl beeinflussen könnte, ist offenbar groß.

Trump: Bin populärer als Swift

Trump selbst hat sich aktuell nicht zu Swift geäußert. Laut "Rolling Stone" soll er allerdings im privaten Rahmen behauptet haben, dass eigentlich er anstatt Swift vom "Time"-Magazin zur "Person des Jahres 2023" hätte ernannt werden sollen. Zudem sei er populärer als Swift und hätte mehr engagierte Fans als sie.

"Vielleicht existiert Gelsenkirchen gar nicht"

Eine Aussage, die für viel Erheiterung sorgte. So wies der US-Moderator Jimmy Kimmel darauf hin, dass die Leute im Gegensatz zu Trumps Wahlkampfauftritten für Taylor-Swift-Konzerte viel Geld für ein Ticket zahlen würden.

Jimmy Kimmel im Smoking auf der Bühne bei der Oscar Verleihung 2023.

Komiker Kimmel: Schalke im Nacken

Zudem sei diese weltweit bekannt. "Wie populär sind Sie in Gelsenkirchen?" fragte Kimmel in seiner Sendung, an Trump gerichtet. Swift trete dort dreimal hintereinander vor jeweils 62.000 Menschen auf. "Und das", so scherzte Kimmel weiter, "obwohl noch nie jemand etwas von Gelsenkirchen gehört hat. Vielleicht existiert es gar nicht." Der FC Schalke antwortete Kimmel mit einem Beweisvideo aus der vollbesetzten Arena und lud Kimmel auf einen Rundgang ins Gelsenkirchener Stadion ein.