Abschluss der fünften und letzten Synodalversammlung

Aktuelle Stunde 11.03.2023 39:56 Min. UT Verfügbar bis 30.12.2099 WDR Von Diana Ahrabian

Synodaler Weg: So will die Katholische Kirche die Gläubigen zurückgewinnen

Stand: 11.03.2023, 18:01 Uhr

Am Samstag hat die Katholische Kirche in Deutschland ihren Synodalen Weg vorerst beendet. Folgende Beschlüsse wurden bei der Reform zwischen Kirchen- und Laien-Vertretern vereinbart.

Von Oliver Strunk, Theo Dierkes

Eine Kerze und ein Kreuz stehen zu Beginn der Dritten Synodalversammlung der deutschen Katholiken vor dem Schriftzug "synodalerweg.de".

Viele Gläubige kehren der Katholischen Kirche in Deutschland den Rücken. Mit dem Synodalen Weg will die Kirche Reformen anstoßen, um die Kirche wieder attraktiver für die Gläubigen zu machen. Am Samstag ist die fünfte und letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt zu Ende gegangen. Auf diese - nicht verpflichtenden - Beschlüsse haben sich die Kirchen- und Laien-Vertreter geeinigt.

Mehr Rechte für Frauen

Frauen sollen in Gottesdiensten predigen dürfen - genau wie nicht geweihte Männer. Frauen sollen zudem künftig auch Diakonin werden können. Das ist das unterste Weiheamt der Katholischen Kirche, es steht unter dem Priesteramt.

Die Forderung nach der völligen Gleichberechtigung für katholische Frauen in einer Priesterinnenweihe war nicht umsetzbar. Die Bischöfe setzten mit ihrem Änderungsvorschlag durch, dass nur die Weihe zur Diakonin verlangt werden solle. Dafür gab es aber große Zustimmung von beiden Seiten.

Anerkennung von sexueller Vielfalt

Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare soll es geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen.

Die Segensfeiern werden in vielen Gemeinden heute schon praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Künftig sollen die Priester, die den Segen spenden, keine Sanktionen mehr befürchten müssen. Auch wiederverheiratete Geschiedene sollen gesegnet werden können.

Umgang mit sexualisierter Gewalt

Ungewöhnlich einstimmig verlangten alle Beteiligten beim Synodalen Weg strengere Vorgehensweisen  im Umgang mit Priestern, die sexuelle Gewalt verübt haben. Schärfere Auflagen und die Einsetzung einer "Kontrollperson" sollen helfen. Ebenfalls einstimmig sprach sich die Versammlung für ein Papier aus, das "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" vorsieht.

Zölibat für Priester

Wenige Tage vor der Versammlung hatten die Bischöfe noch Änderungen verlangt an einem Papier über die Freistellung des Zölibats für Priester. Der Text, in dem der Papst gebeten werden sollte, die Zölibatspflicht für Priester abzuschaffen, wurde so geändert, dass der Papst nur noch die Pflicht zum Zölibat "prüfen" solle. In dieser Fassung ging der Text mit satter Mehrheit auch unter den Bischöfen durch. Damit wird nun die Verpflichtung zum Zölibat in Frage gestellt, nicht das Zölibat selbst.

Und wann kommen die Reformen in den Gemeinden an?

"Morgen können wir damit beginnen, die Reformen umzusetzen", sagte am Samstag Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Verpflichtend sind die Beschlüsse jedoch nicht. Der Reformweg setzte von Beginn an auf die freiwillige Selbstbindung der Bischöfe. Im Jahr 2026 soll eine weitere Synodalversammlung darüber beraten, ob und wie die Beschlüsse verwirklicht worden sind.

Zudem können ohne Papst Franziskus zwei Punkte gar nicht erst umgesetzt werden: die Zulassung von Frauen als Diakonin und ein Ende des Pflichtzölibats für Priester.

Wie sind die Reaktionen?

Sowohl die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) als auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zogen ein überwiegend positives Fazit.

Die Austrittswelle aus der Kirche werden diese Reformen nicht beenden, gibt Bischof Bätzing zu. Aber für aktive Gläubige, die noch in der Kirche seien, könnten die Beschlüsse das Signal geben, dass etwas voran gehe, so die Hoffnung des Bischofs.

Ihm sei ein großer Stein vom Herzen gefallen, sagte Bischof Bätzing am Samstag. Er sprach von einem "Meilenstein". Entgegen einigen Unkenrufen sei der Synodale Weg kein "zahnloser Tiger", sondern "Ausdruck einer lebendigen, bunten und diversen synodalen Kirche".

Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken auf der Abschlusskonferenz des Katholikentags 2022 in Stuttgart

Irme Stetter-Karp, ZdK-Präsidentin

"Ohne Zweifel hätte mich mir mehr gewünscht", sagte am Samstag ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Eine strukturelle Veränderung habe man nicht erreicht. Aber es sei ein großer Erfolg, dass nun alle großen Themen offen auf dem Tisch lägen und dass Katholiken gelernt hätten, dass sie entscheiden dürfen.

"Ich bedaure es zutiefst, dass eine kleine Zahl von Bischöfen in Deutschland diese strukturellen Veränderung verhindert. Einzelne Bischöfe haben weiter eine falsche Vorstellung von Macht." Irme Stetter-Karp, ZdK-Präsidentin

"Es wird ganz deutlich: Die Katholische Kirche in Deutschland bewegt sich, auch wenn Rom vielleicht nicht mitgehen will", so die Einschätzung von WDR-Religionsexperte Theo Dierkes. Das katholische Reformprojekt Synodaler Weg in Deutschland sei entgegen mancher Befürchtung zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen.

Woher kommt eigentlich die Bezeichnung "Synodaler Weg"?

Der Begriff "Synode" kommt aus dem Griechischen und bedeutet im Wortsinn "Weggemeinschaft". Im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet er eine Versammlung von Bischöfen beziehungsweise von Geistlichen und Laien. Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals hatten die deutschen katholischen Bischöfe im Frühjahr 2019 einen "verbindlichen synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche angestoßen. Mit ihm wollten sie Lehren aus dem Skandal ziehen und Vertrauen zurückgewinnen.