"Das Problem ist seit langem bekannt", sagte Nabu-Storchenexperte Kai-Michael Thomsen dem WDR am Dienstag. "Allerdings hat man es früher vor allem mit dem Winterquartier der Störche in Spanien in Verbindung gebracht". Denn dort suchten die Störche ihre Nahrung oft auf offenen Müllkippen. In Deutschland trete das Phänomen vor allem regional auf: "Besonders in den Gebieten der Pfalz, wo viel Gemüse angebaut wird."
Die Gummibänder würden von Landwirten genutzt, um Karotten und andere Gemüsesorten zu bündeln, meint Thomsen. "Oft bleiben große Mengen nach der Ernte auf den Feldern zurück. Mit den bekannten Folgen."
Aber warum sind es gerade Gummibänder, die auf dem Speiseplan der Störche landen? Der Grund ist laut Thomsen eine schlichte Verwechslung: "Störche identifizieren die Bänder als Regenwürmer, eines ihrer wichtigsten Beutetiere."
Tiere halten Bänder für Regenwürmer
Mageninhalt eines Storchs
Die Verwechslung kann in vielen Fällen tödlich sein, besonders für Jungvögel, die von ihren Elterntieren mit den vermeintlichen Würmern gefüttert werden. "Hat ein Weißstorch eine größere Anzahl dieser Bänder geschluckt, ballen sie sich als unverdauliche Masse in der Speiseröhre oder im Magen zusammen und können den Tod zur Folge haben", berichtet Bärbel Rogoschik vom Artenschutzzentrum Leiferde.
Im Fall des Jungstorches, über den die Wildvogelhilfe Leipzig berichtet hat, war das Tier sogar nicht mehr flugfähig. "Der Storch war beim ersten Ausflug also gar nicht flugfähig. Er hatte durch die Gewichtsverlagerung Mühe zu fliegen und landete in einem Schacht", heißt es in dem Facebook-Post.
Bestand in NRW hat sich erholt
Trotz solcher Gefahren: Der Bestand an Störchen in Nordrhein-Westfalen hat sich in den vergangenen Jahren stabilisiert. 2022 zählte das Landesumweltamt 706 Brutpaare - fast 100 mehr als im Vorjahr. Anfang der 1990er Jahre sah das noch anders aus: Damals lebten nur noch drei Storchenpaare in NRW. Inzwischen hat sich der streng geschützte Vogel an vielen Orten niedergelassen. In Dortmund wohnen zwei Paare in Schutzgebieten, im Kreis Mettmann gibt es ein Brutpaar, voriges Jahr wurde erstmals eines in Krefeld nachgewiesen. Auch am Niederrhein sind wieder mehrere Brutpaare zu Hause. Die meisten Tiere gibt es im Kreis Minden-Lübbecke.