Jungstörche verenden auf Voliere im Allwetterzoo Münster

Lokalzeit Münsterland 23.06.2023 02:40 Min. Verfügbar bis 23.06.2025 WDR Von Andreas Lorek

Störche sterben in Münsters Zoo auf Geier-Voliere

Stand: 23.06.2023, 20:00 Uhr

Zwei Störche sind auf einer Voliere im Allwetterzoo Münster verendet. Die Vögel hatten sich dort verheddert. Wegen seltener Gänsegeierküken in der Nähe war eine Rettung laut Zoo unmöglich.

Von Andrea Hansen

Desiree Brüne ist auch einen Tag später noch entsetzt. Sie war mit ihrem vierjährigen Sohn in den Allwetterzoo gegangen. Als die beiden an der großen Geier-Voliere ankamen, fiel ihnen schnell auf, dass auf dem Gitterdach etwas nicht stimmte.

Sie beobachteten zwei Störche, die aus ihrer Sicht in großer Not waren. Auch andere Zoobesucher teilten diesen Eindruck. Eine schlimme Situation für die Mutter: Sie musste ihrem Sohn alles erklären und wollte auch den Störchen helfen.

Störche oder Geier – wer ist wichtiger?

Pfleger sagten ihr, dass man entschieden habe, den Tieren nicht zu helfen. Die Gänsegeierküken in der Voliere seien fast flügge. Wenn ihre Eltern durch eine Rettungsaktion aufgescheucht würden, könnten die Jungen abstürzen und sterben.

Für die Vogelpfleger im Zoo ein Dilemma: Gänsegeier sind vom Aussterben bedroht. Die Tiere, die in Münster ausgebrütet werden, werden in Bulgarien ausgewildert. "20 Vögel sind diesen Weg schon gegangen," so Marcel Alaze vom Vogelrevier.

Im Allwetterzoo brüten rund 50 wilde Storchenpaare, allein zehn Nester sind auf dem Geiergehege. Auch Störche stehen unter Schutz, sind aber nicht bedroht. Sie ziehen hier jährlich im Schnitt 200 Jungtiere groß, die sich dann von Münster aus auf den Vogelzug gen Süden machen.

Dilemma für den Allwetterzoo

So ein Unglück wie jetzt ist selten, kann aber immer wieder passieren. Denn der Zoo darf die Storchenhorste hier nicht abbauen, höchstens wenn die Statik des Geheges gefährdet wäre. Kehren die Störche zurück und bauen neu, dürfen die Pfleger sie nicht stören, erklärt Marcel Alaze vom Allwetterzoo.

Desiree Brüne versteht das Problem, was sie nicht versteht ist, dass es aussichtslos sein soll, auch die Sicherheit der Störche zu gewährleisten. Andere Tierfreunde hätten ihr berichtet, dass es auf dem Volierendach am Donnerstag nicht zum ersten Mal zu solchen Szenen gekommen sei.

"Irgendwas muss man doch tun!"

Für die Mutter ist das keine akzeptable Situation. Ihr vierjähriger Sohn frage sie immer wieder nach den Störchen. Und auch sie selbst kann die Erinnerung an die hilflosen Tiere nicht so leicht abschütteln.

"Es muss doch möglich sein, die Geier nicht zu gefährden, ohne die Störche ihrem Schicksal zu überlassen," sagt sie. Sie denkt da an bauliche Veränderungen oder ein Auffangnetz für die Geier während der Storchenrettung.

Im Allwetterzoo lässt das Schicksal der Störche die Vogelpfleger auch nicht kalt, so Marcel Alaze. Er hat am Freitagmorgen eins der toten Tiere geborgen: "Leider hätte ich keinen lebendigen Storch so herunterholen können, ohne ihm noch mehr Qualen zu bereiten."

Die Kritik in den Sozialen Medien kocht hoch: "Das gehört mittlerweile zu unserer Arbeit dazu." Man habe sich nur sehr schweren Herzens entschlossen, so zu handeln. Aber eine bessere Lösung gäbe es bislang leider nicht - weder jetzt noch in Zukunft.

Über dieses Thema haben wir am 23.06.2023 in der Lokalzeit Münsterland auf WDR 2 und im WDR Fernsehen berichtet.