Störche sitzen im Nest

Von 3 auf 706: So viele Storchenpaare gibt es in NRW

Stand: 28.05.2023, 11:34 Uhr

Roter Schnabel, lange Beine - die Störche sind zurück in NRW. Und es werden immer mehr. Das ist ein Erfolg für den Naturschutz. Als bedroht gelten die Tiere trotzdem noch.

2022 zählte das Landesumweltamt 706 Brutpaare - das waren fast 100 mehr als im Jahr zuvor. Für dieses Jahr sei die Erfassung der Weißstörche noch nicht abgeschlossen, sagt Michael Jöbges, Fachmann für Vogelschutzgebiete beim Landesumweltamt (Lanuv). Zurückgegangen seien die Bestände aber nicht.

So wenig Störche gab es in den 1990er Jahren

Anfang der 1990er Jahre sah das noch ganz anders aus: Damals lebten nur noch drei Storchenpaare in NRW. Inzwischen hat sich der imposante Vogel - auch bekannt als Klapperstorch - an vielen Orten niedergelassen.

In Dortmund wohnen zwei Paare in Schutzgebieten. Im Kreis Mettmann gibt es ein Brutpaar. Voriges Jahr wurde erstmals eines in Krefeld nachgewiesen. Die Hochburg ist aber der Kreis Minden-Lübbecke. Störche siedeln an Flussauen, etwa an Weser, Ems, Lippe und Ruhr, am Niederrhein, auch im Kreis Kleve und in Münster.

Hier brüten Störche

Störche sitzen im Nest

Die Internetseite www.vogelmeldung.de listet auf, wo zuletzt Weißstörche gesichtet wurden. Auch Nester sind gelistet - zum Beispiel hier:

  • Viersen: an der Clörather Mühle - ein Altvogel und vier Jungvögel auf dem Nest
  •  Meerbusch: Ilvericher Altrheinschlinge - brütende Eltern
  • Oedt: Auffeld - ein Naturnest mit drei Jungvögel

"Es verdichtet sich jetzt", sagte Jöbges. Er beringt jedes Jahr bis zu 150 Störche. Der Fachmann vom Landesumweltamt stellt eine allgemein große Begeisterung für Störche fest.

"Der Weißstorch ist die Vogelart Nummer eins, mit der sich die Bevölkerung identifiziert", sagte Jöbges und berichtet von vielen Anfragen von Menschen, die Plattformen für Storchennester aufstellen wollen.

Jedes fünfte Paar brütet im Baum

Knapp ein Fünftel der Tiere brütet dem Experten zufolge auf Bäumen. Auch Dächer und Schornsteine werden genutzt. Die langbeinigen Großvögel ernähren sich etwa von Mäusen, Insekten, Regenwürmern und Fröschen, sie finden auch auf abgemähten Wiesen Futter.

Der Storch nehme in Westdeutschland deutlich zu, berichtete Jöbges. Die Westzieher nutzen die kurze Route über die Iberische Halbinsel. Viele fliegen im Herbst nicht mehr weiter nach Afrika, sondern bleiben in Südspanien, wo sie genug Nahrung finden.

Dass es in Deutschland an manchen Orten Diskussionen über eine angeblich zu große Zahl von Störchen gibt, findet der Fachmann abwegig: "Es ist eine streng geschützte Vogelart."

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erklärt: Der Bruterfolg der Störche in Deutschland reiche nicht aus, um die natürlichen Verluste auszugleichen. Die Tiere haben es nicht leicht: Der Lebensraum schrumpft, die Nahrungstiere verschwinden. In Afrika, wo trotzdem noch einige Tiere überwintern, gibt es lebensbedrohliche Dürren - und auch die langen Reisen sind gefährlich.

Viele Tiere sterben bei Zusammenstößen mit Stromleitungen und Masten - mit fast 70 Prozent aller Unfälle steht diese Storch-Todesursache laut einer Studie an erster Stelle. Und in manchen Gegenden landen Störche auch im Kochtopf.

Storch beschädigt Autos - Betreuer blockiert Nest

Trotz Bedrohung und der Tatsache, dass sich die meisten Leute über Störche freuen: Manchmal gibt es auch Stress.

Im vergangenen Jahr musste in Bardowick bei Lüneburg ein Storch umziehen, nachdem er mehrere Autos beschädigte hatte. Er durfte dann auch sein altes Nest nicht mehr nutzen.

Der Problem-Storch war nach Angaben eines ehrenamtlichen Storchenbetreuers 13 Jahre alt und hackte vermehrt auf Silageballen ein und beschädigte Autos. Die Vermutung von Experten ist, dass einige Störche in ihrem Spiegelbild - etwa im Autofenster - einen Gegner sehen. "Das ist ganz selten und leider gibt es keine Abhilfe", sagte der Betreuer.

Der Storchenbetreuer wollte das Nest blockieren - aber der Storch begriff das nicht. "Er hat einen Storchen-IQ von unter 100."

Der Schaden an einigen Autos in den vergangenen Jahren ging in die Tausende, die Halter mussten sich selbst um die Regulierung kümmern.

Der Schwarzstorch hat weiterhin ein Problem

Anders als beim Weißstorch gehen beim seltenen und scheuen Schwarzstorch die Brutzahlen seit 2015 wieder zurück. Er bewohnt vor allem Mischwälder der Mittelgebirge. In NRW schätzt man den Bestand des Schwarzstorches gerade noch auf 80 Brutpaare. Das teilte der Nabu am Donnerstag mit. Die Ursachen seien unter anderem weniger Laubbäume und der Klimawandel mit Dürre, großen abgestorbenen Fichtenbeständen und trockengefallenen Bachläufen.

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