Eine Regenbogenflagge weht zum Start des CSD-Wochenendes in Köln

Erstmals Ansprechpartner für queere Menschen bei NRW-Staatsanwaltschaft

Stand: 18.09.2022, 16:07 Uhr

Mit Köln hat erstmals eine Staatsanwaltschaft in NRW einen Ansprechpartner für Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung zum Opfer einer Straftat geworden sind.

Bei der Kölner Staatsanwaltschaft arbeiten ab sofort spezielle Ansprechpartner, die bei Gewalttaten gegen queere Menschen ermitteln werden. Laut NRW-Justizministerium ist es landesweit die erste Staatsanwaltschaft, die sich speziell um die wachsende Zahl der Übergriffe  gegen diese Gruppe  kümmert.

Angesiedelt sind die Ermittler bei der politischen Abteilung der Kölner Staatsanwaltschaft. Deren Leiter Ulf Willuhn sagte dem WDR, es gebe in diesem Deliktfeld eine riesige Dunkelziffer. Historisch gesehen, würde es immer noch Vorbehalte in der Szene gegenüber der Staatsanwaltschaft gebe. Willuhn will mit seinen Beamten daher proaktiv die verschiedenen Interessengruppen ansprechen und in den kommenden Woche persönliche Kontakte aufbauen. So sollen Geschädigte ermutigt werden, Straftaten auch anzuzeigen. Nur so, sagt Ermittler Willuhn werde es möglich werden, das enorme Dunkelfeld in dem Bereich aufzuhellen.

Hohes Dunkelfeld und häufige Angriffe

Im Jahr 2021 ermittelte die Kölner Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben des Sprechers in 36 Verfahren aus Bereich "Gewalttaten gegen queere Menschen". Im laufenden Jahr seien bisher 13 Verfahren anhängig. Die kriminalistische Erfahrung spreche aber dafür, dass diese Zahlen nicht einmal annähernd die tatsächlichen Vorfälle abbildeten.

Bundesweit nehmen die Zahlen der queerfeindlichen Angriffe offenbar zu. Im Jahr 2021 wurden laut Bundesinnenministerium 870 transphobe Fälle und 340 Homophobe Fälle registriert. 2022 wurden bereits 204 Angriffe transphoben Fällen und 578 homophoben zugeordnet. René Mertens vom LSVD Bundesverband merkt an, dass sich queerfeindliche Angriffe unter anderem auf CSD-Paraden häufen.

Gewalttat beim CSD Münster: Trans Mann gestorben

Beim Christopher Street Day in Münster am 27. August wurde der 25-jährige Transmann Malte C. angegriffen. Er wurde lebensgefährlich verletzt, als er zwei Frauen zur Hilfe eilte, die homophob beleidigt wurden. Im Krankenhaus ist er seinen schweren Verletzungen erlegen. Die queere Community reagierte entsetzt. Der Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVDNRW erklärte: "Die Polizei Münster und der polizeiliche Staatsschutz müssen diese transfeindliche Gewalttat schnell aufklären und als das einordnen, was sie ist: eine politisch motivierte Straftat." Der 20-jährige Verdächtige sitzt aktuell wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft.

Am 2. September fand in Münster eine Kundgebung gegen Gewalt gegen queere Menschen statt. Laut der Polizei versammelten sich über 6000 Menschen, um an Malte C. zu gedenken und ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit zu setzen.

Auch der CSD in Dortmund am 3. September fand unter dem Eindruck der Gewalttat in Münster statt. Für den 25-jährigen Malte wurde zum Ende der Demonstration auf dem Dortmunder Friedensplatz eine Schweigeminute abgehalten.