Windkraftanlagen: "Jeder hat verstanden, dass wir so nicht weitermachen können"
Stand: 15.12.2023, 18:00 Uhr
Der Landtag hat heute das neue Bürgerenergiegesetz beschlossen. Anwohner von Windkraftanlagen können in Zukunft von günstigeren Strompreisen profitieren. Ein Stimmungsbild vom Niederrhein.
Von Zübeyde Sürgit
"Hier sollen zwei neue Windkraftanlagen gebaut werden. Wenn wir vom Bürgerenergiegesetz profitieren und dafür günstigeren Strom beziehen, würden wir uns natürlich freuen. Das steigert die Akzeptanz für die Windräder" sagt Bürgermeister Thomas Ahls aus Alpen und zeigt dabei auf den Bönninghardter Wald. In den vergangenen Jahren musste er noch viel Kritik aushalten, weil hier für Windräder Bäume gefällt werden sollen. Aber: "Jeder habe verstanden, dass wir so nicht weitermachen können. Es wird an anderer Stelle Neupflanzungen mit Arten geben, die dem Klimawandel gewachsen sind", sagt Ahls.
Waldrodung für Windkraftanlagen
Bönninghardter Wald in Alpen
Dennis Wiertz von der Bürgerinitiative Gegenwind Winnenthal bleibt skeptisch. In der kleinen Gemeinde Alpen gibt es bereits neun Windräder, drei sind in Planung. "Es bleibt die Frage nach der Speicherung der Energie. Oft müssen Windräder abgeschaltet werden, weil die Netze überlastet sind. Wir sollten erst die Infrastruktur dafür haben, bevor wir neue Windräder bauen", sagt Wiertz. Aber viele seiner Bekannten seien nicht mehr so streng gegen Windräder eingestellt wie noch vor dem Ukraine-Krieg und den Strompreiserhöhungen, sagt er.
Gemeinde verabschiedet neue Pläne
"Schön finden wir das alle nicht, aber irgendwo muss der Strom aus der Steckdose herkommen", findet Volker Schlicht aus dem Bauamt der Gemeinde. Vor zwanzig Jahren wurden die ersten Anlagen im Kreis Wesel gebaut - am flachen Niederrhein, sind die Voraussetzungen gut. Damals gab es auch viel Protest. "Meine Kinder kennen die Landschaft aber nicht anders. Das Bewusstsein für den Klimawandel und ein Umdenken ist da", sagt Schlicht, der erst kürzlich die Pläne für weitere Windkraftanlagen in der Gemeinde Alpen erarbeitet hat.
Weniger Widerstand seit Ukraine-Krieg
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und der darauf folgenden Verwerfungen mit dem großen Gaslieferanten Russland seien auch die Widerstände in der Bevölkerung zurückgegangen, berichtet Volker Schlicht aus dem Alpener Rathaus. Die Bürger seien immer noch interessiert an den Plänen, aber viel sachlicher als früher. Das spiegelt sich auch bei einer Umfrage auf dem Wochenmarkt wider.
Marktplatz in Alpen
Eine Händlerin aus Bönninghardt sagt: "Es ist nicht mehr so einfach zu beantworten. Ich will, dass die Natur und die Tiere geschützt werden, aber wir brauchen Windenergie." Eine Kundin meint: "Die Idee mit dem Bürgerenergiegesetz finde ich gut, aber kann man die Windräder nicht irgendwo an den Autobahnen bauen, wo sie niemanden stören?" und ein weiterer Kunde findet: "Alles, was günstiger wird, ist für uns Rentner gut."
Finanziell vorteilhaft für kleine Kommunen
"Das Bürgerenergiegesetz hilft kleinen Kommunen wie unserer. Wir haben keine eigenen Stadtwerke und sind auf Energieversoger angewiesen", sagt Bürgermeister Thomas Ahls.
Thomas Ahls, Bürgermeistert aus Alpen
Bisher haben Anwohner finanziell nur dann profitiert, indem sie Anteile an den Anlagen gekauft haben, die ihnen von den Energiefirmen angeboten worden sind. Durch das neue Bürgerenergiegesetz könnten Bürger und Kommunen unkomplizierter und direkter Geld sparen.