Ein schwarzes Shirt, ein gewöhnliche blaue Jeans, oder ein Nachthemd: Die Kleidungsstücke, die im Druckluft in Oberhausen von der Decke hängen, sind auffallend unauffällig. Was sie gemeinsam haben: Alle diese Kleidungsstücke wurden von Frauen und Mädchen getragen, als Männer ihnen sexualisierte Gewalt angetan haben.
An den Ausstellungsstücken hängen QR-Codes, die zur jeweiligen Geschichte führen.
Der Großteil der Kleidung ist original, sie wurde während der Verbrechen getragen. Die Initiatorin der Ausstellung, Beatrix Wilmes, hatte über die Sozialen Medien Betroffene dazu aufgerufen, die Kleidung und die Geschichten dahinter zur Verfügung zu stellen. Einige wenige Kleidungsstücke wurden nachgekauft.
Die Geschichten, die die Betroffenen erzählen, sind sehr unterschiedlich und doch ähnlich grausam. Was dabei auch klar wird: Keine Altersklasse ist sicher. Die jüngste Betroffene war gerade mal sechs, die älteste 80 Jahre alt. Die Täter kommen meist aus dem näheren Umfeld: der Freund, ein Arbeitskollege oder sogar der Opa.
"Frauen wird eine Mitschuld unterstellt"
Dieses Nachthemd gehört der ältesten Betroffenen.
Nach wie vor werde Frauen vermittelt, es spiele eine Rolle wie sie sich kleiden, erklärt Maren Heutger von der Gleichstellungsstelle der Stadt Oberhausen. Damit werde den Betroffenen eine Mitschuld unterstellt. Die Ausstellung zeigt, dass die Wahl der Kleidung nichts mit dem Missbrauch zu tun hat.
Aus den Erzählungen wird deutlich: Die betroffenen Frauen fühlen sich lange mitverantwortlich. "War ich nicht selber schuld, weil ich mich nicht wehrte und schwieg?", schreibt eine Betroffene. Erst durch die Aufarbeitung, zum Beispiel durch Therapien, würden sie lernen: Schuld habe nicht ich, sondern immer nur der Täter, erklärt Beatrix Wilmes.
Initiatorin Beatrix Wilmes
"Die Frauen haben eine Chance da rauszukommen, wenn sie reden", so die Ausstellungsmacherin. Bei der Ausstellung gehe es auch darum, das Thema aus der Tabu-Ecke zu holen. "Um zu sagen: Das gibt’s bei uns in der Gesellschaft. So etwas passiert. Das sind keine Einzelfälle."
Die Ausstellung will aufklären und Frauen Mut machen. Es gibt auch Informationen über Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene. Noch bis zum 14. Februar wird die Ausstellung von 14 bis 20 Uhr täglich zu sehen sein. Danach wandert sie nach Münster, am Ende des Jahres wird sie auch in Düsseldorf zu sehen sein.
Hinweis: Solltet ihr oder andere in eurem Umfeld von sexualisierter Gewalt betroffen sein: Beratung findet ihr unter anderem beim Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen", das ihr unter 08000 116 016 erreicht.