Sechs Jahre Haft für Rapper

02:41 Min. Verfügbar bis 11.07.2024

Sechs Jahre Haft für Rapper im Iran: Familie aus Bochum besorgt

Stand: 11.07.2023, 17:52 Uhr

Im Iran ist der regimekritische Rapper Toomaj Salehi zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt worden. Seine Familie in Bochum ist sehr besorgt.

Von Stefan Weisemann

"Toomaj hat nichts gemacht, er hat einfach nur gesungen", sagt Human Babady. Er ist der Onkel des Rappers Toomaj Salehi, der im Iran verhaftet wurde. Human Babady betreibt einen Copyshop in Bochum. Dass sein Neffe jahrelang im Gefängnis sitzen soll, ist für ihn nicht akzeptabel.

Es hätte aber auch schlimmer kommen können. Die Vorwürfe der iranischen Behörden gegen den Rapper lauteten „Krieg gegen Gott" und "Korruption auf Erden". Ihm drohte damit sogar die Todesstrafe.

Dass es nun "nur" eine Gefängnisstrafe geworden ist, sorgt bei seiner Familie im Ruhrgebiet allerdings nicht für Erleichterung. Im Gegenteil: "Im Iran weiß man nie, was morgen oder übermorgen passiert, mehr als 40 Menschen haben dort ein Todesurteil bekommen", sagt Babady.

Iranischen Rapper wegen Regimekritik im Gefängnis

Toomaj Salehi war im Herbst 2022 im Zuge der regimekritischen Proteste im Iran festgenommen worden. In seinen Liedern und in Interviews hatte er immer wieder soziale und politische Missstände im Iran angeprangert.

"Nennt uns nicht Rebellen, wir kamen für die Revolution. Frauen. Leben. Freiheit. Wir kämpfen bis zum Tod." Song "Schlachtfeld" von Toomaj Salehi

Nach seiner Festnahme haben iranische Staatsmedien ein Video von Salehi veröffentlicht. Darin entschuldigt er sich für seine Kritik. Die Familie geht davon aus, dass diese Entschuldigung erzwungen wurde. Sie wirft dem iranischen Regime außerdem Folter vor.

Human Babady, der Onkel des Rappers Toomaj Salehi in seinem Copyshop in Bochum

Human Babady macht sich große Sorgen um seinen Neffen.

"Toomaj wurde auf den Kiefer geschlagen, er kann deshalb nur noch schwer essen", sagt sein Onkel. Sein Neffe habe stark abgenommen und sein Fuß sei gebrochen. Er müsse deshalb dringend ins Krankenhaus. Human Babady fordert: "Die deutsche Regierung muss was machen. Sie muss Druck machen und darf nicht wegschauen."

Grüne in Bochum setzen sich für Rapper ein

Außenministerin Baerbock habe zu dem Fall schon Stellung bezogen, sagen die Bochumer Grünen. Sie glauben, dass der Druck zumindest dafür gesorgt hat, dass aus der drohenden Todesstrafe eine Gefängnisstrafe wurde.

Eine Freilassung des Rappers über diplomatische Verhandlungen ist allerdings "nur schwer zu erreichen, weil sich das iranische Regime da verweigert", sagt Sebastian Pewny von den Bochumer Grünen. Er fordert, dass die Behörden die Aktivitäten des iranischen Geheimdienstes in Deutschland unterbinden.

Demonstrationen für die Freilassung

Die Familie des Rappers will weiter für die Freilassung kämpfen. Sie organisiert Demonstrationen und macht in den Sozialen Medien auf den Fall aufmerksam. "Wir fordern die Freiheit für Toomaj und alle anderen Menschen, die im Gefängnis sitzen", sagt der Onkel. "Mehr können wir von hier aus nicht tun."

Über dieses Thema berichten die die Lokalzeit Rhein-Ruhr bei WDR2 und die Lokalzeit Ruhr im WDR Fernsehen am 11.07.2023.

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