Der Essener Dom in der Innenstadt

Vatikan wirft Essener Skandal-Priester aus dem Amt

Stand: 13.06.2022, 16:51 Uhr

Der für seine jahrzehntelange sexuelle Gewalt bekannt gewordene ehemalige Essener Gemeindepfarrer Peter H. ist seit Montag kein Geistlicher mehr.

Der Vatikan hat die Priesterweihe des heute 74-Jährigen sozusagen annulliert. Rund 30 Betroffene werfen Peter H. vor, ihnen sexualisierte Gewalt angetan zu haben. Weil die Dunkelziffer groß ist, könnte die Zahl der Opfer um ein Vielfaches höher sein. Im Rahmen eines kirchenrechtlichen Verfahrens stimmte H. seiner Entlassung aus dem Priesterstand jetzt zu, so das Bistum Essen. Bisher hatte er nicht erkennen lassen, dass er seine Taten bereut.

Bereits 2010 hatte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck H. untersagt, als Geistlicher tätig zu sein. Davor hatten mehrere Bistümer – darunter auch Essen - den Priester trotz seiner Übergriffe immer wieder versetzt.

Wilfried Fesselmann will das Bistum Essen auf Schadensersatz verklagen

Wilfried Fesselmann will das Bistum Essen auf Schadensersatz verklagen

Betroffene haben den "Rausschmiss" in einer ersten Reaktion kritisiert. "Bisher ist er als Priester im Ruhestand vom Bistum Essen kontrolliert worden, das entfällt", so der Betroffene Wilfried Fesselmann aus Gelsenkirchen. Auch der Betroffene Markus Elstner fordert, dass H. eine Fußfessel bekommt und von seiner Pension eine Entschädigung an die Opfer zahlen muss.

Kinder sollen teils schwer missbraucht worden sein

Mehrere Bistümer, darunter Essen und München, wurden zuletzt in einem Gutachten dafür verantwortlich gemacht, dass der Fall Peter H. jahrelang vertuscht wurde. Im Laufe von 30 Jahren soll H. Kindern und Jugendlichen teilweise schwere sexualisierte Gewalt angetan zu haben - ohne, dass die jeweilige Kirchenleitung eingriff.

Gedenkstein vor ehemaliger Gemeinde des Priesters

Markus Elstner (Mitte): Demo vorm Essener Dom

Markus Elstner (li), Wilfried Fesselmann: Demo vorm Essener Dom

Anfang Juni haben mehrere Opfer des Priesters einen Gedenkstein in der Bottrop enthüllt. Die Initiatoren wollen damit auf die Folgen der Übergriffe aufmerksam machen. Bis heute sei es vielen Opfern nicht möglich, über die Gewalt zu reden.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir von über 100 Kindern berichtet, die teilweise schwer missbraucht wurden. Richtig ist: Rund 30 Betroffene werfen Peter H. vor, ihnen sexualisierte Gewalt angetan zu haben. Weil die Dunkelziffer groß ist, könnte die Zahl der Opfer um ein Vielfaches höher sein.

Über dieses Thema berichten wir am 13. Juni 2022 bei WDR 2: Lokalzeit Rhein/Ruhr.