Gelände des Energieunternehmens Steag

Steag-Verkauf bringt Millionen-Regen für gebeutelte Kommunen

Stand: 03.01.2024, 10:01 Uhr

Der Verkauf des Essener Traditionsunternehmens Steag an die spanische Asterion-Gruppe ist jetzt auch juristisch abgeschlossen. Sechs Ruhrgebiets-Kommunen können sich deswegen auf einen Geldsegen freuen.

Die Jobs der mehr als 5.000 Steag-Beschäftigten sind gesichert. Damit endet eine 13-jährige Episode, die von Anfang an Kritik auslöste. Sechs Stadtwerke aus dem Ruhrgebiet (Dortmund, Bochum, Essen, Oberhausen, Dinslaken und Duisburg) hatten die Steag 2011 für 1,2 Milliarden Euro in zwei Schritten von der RAG-Tochter Evonik gekauft.

Nachdem anfangs nur in wenigen Kommunen Kritik an dem Deal zu hören war, wurde diese im Laufe der Zeit lauter. Besonders Bochum tat sich da hervor, Dortmund hingegen verteidigte den Kauf. "Dortmund gegen den Rest", beschrieb ein Insider die Situation einmal.

Vom Sanierungsfall zum Goldesel

Denn die Energiewende machte den stark "kohlelastigen" Steag-Konzern zunächst zum Sanierungsfall. Der Bund der Steuerzahler warnte wiederholt vor dem "Milliardengrab", das sich die klammen Revier-Kommunen selbst graben würden. Der jetzige Verkauf sorgt deshalb in allen sechs Städte für zufriedene Gesichter – zumal er mit einem unerwarteten Geldsegen verbunden ist.

Im August war der Verkauf zum Preis von 2,6 Milliarden Euro bekanntgegeben worden. Dortmund, das allein ein Drittel der Steag-Anteile besitzt, rechnet mit mindestens 500 Millionen Euro. Es dürfte aber noch mehr Geld werden. Unter anderem die hohen Energiepreise spülen Gewinne in die Kasse.

Was tun mit dem Geldsegen?

Noch steht nicht fest, wie hoch der Steag-Gewinn in 2023 war. Dieses Geld werden Asterion und die Alt-Gesellschafter untereinander aufteilen. In Dortmund rechnet man mit weiteren 150 bis 200 Millionen Euro. Was die Kommunen mit dem Geld finanzieren sollen, wird auch längst diskutiert.

Der Bund der Steuerzahler fordert die Städte auf, ihre Schulden zu tilgen und warnt vor "Wohlfühl-Programmen". In Dortmund sollen tatsächlich Schulden beglichen werden, aber auch Investitionen in die Infrastruktur sind geplant. "Damit können wir die immensen Herausforderungen bewältigen, die sich aus der Mobilitätswende und der Transformation des Energiesystems ergeben", sagt Stadtwerke-Chefin Heike Heim.

Von Kohle zu Grünstrom

Ende der 1930er Jahre war die Steinkohlen-Elektrizität AG (Steag) von den Betreibern der Ruhrgebiets-Zechen gegründet worden, um aus Kohle Strom zu machen. Das erste Kraftwerk wurde in Lünen gebaut.

Auch nach Gründung der Einheitsgesellschaft Ruhrkohle 1968 blieb das Unternehmen im Verbund der Zechen. Weitere Kraftwerke entstanden, unter anderem in Herne, Duisburg-Walsum und im Saarland.

Vor einem Jahr wurde der Konzern in zwei Sparten aufgeteilt. Die Gesellschaft Iqony soll den Ausbau der regenerativen Energien und der Wasserstoff-Technologie betreiben.

Unsere Quellen:

  • WDR-Recherchen
  • Agenturmaterial dpa
  • Dortmunder Stadtwerke