Abgestumpft und hoffnungsvoll: Klimacamp in Bochum gestartet
Stand: 16.06.2023, 17:40 Uhr
Fridays for Future, Extinction Rebellion und andere Organisationen haben Angst vor den Folgen des Klimawandels und fordern daher ein schnelles Handeln der Politik. In den kommenden zwei Wochen demonstrieren sie dafür mit Zelt im Klimacamp Bochum.
Von Denise Friese
Die erste Nacht war ruhig. Drei der Organisatoren haben im Zelt geschlafen. Am Freitagvormittag sind fünf von ihnen am Infostand. Gelegentlich kommen Passanten vorbei, dann steht Joris Scholl von Fridays for Future sofort auf und redet mit ihnen. "Das ist der Sinn, dass wir mit möglichst vielen ins Gespräch kommen", sagt der 23-Jährige. Er hofft, mehr Menschen für seinen Einsatz gegen den Klimawandel sensibilisieren zu können.
"Irgendwie schon abgestumpft"
Als er von der aktuellen Schlagzeile über die Erwärmung des Atlantiks hört, die laut Forschern zu weiteren Extremwettern führen könnte, bleibt er gelassen. "Ich bin da irgendwie schon abgestumpft". Früher hat er sich bei solchen Nachrichten direkt Sorgen gemacht, jetzt fühlt er sich nur bestätigt.
"Absolute Gewaltfreiheit"
Heike Schick spürt den Klimawandel schon in Bochum
Heike Schick ist am Vormittag im Camp angekommen, sie ist seit 2019 bei Extinction Rebellion. Irgendwann habe sie "Angst bekommen", weil Bäume in Bochum im Sommer nur braunes Laub getragen haben, "vertrocknet und karg" aussahen. Außerdem war sie im Stadtteil Dahlhausen, wo sie wohnt, vor zwei Jahren auch vom Hochwasser bedroht.
Sie macht jetzt im Klimacamp mit, weil sie es für notwendig hält, etwas zu tun. "Absolute Gewaltfreiheit" steht dabei an erster Stelle. Heike Schick nimmt an Workshops teil und will selbst Vorträge halten. Es geht um "Imagination" und neue Denkweisen - eine Welt ohne Kapitalismus. Aber auf dem Programm des Camps stehen auch Vorträge über Wärmepumpen und plastikfreie Pflegeprodukte.
Zwei Wochen "Irritation" vor der Pauluskirche
Pfarrer Constantin Decker unterstützt das Camp
Das Klimacamp ist auf dem Grundstück der Pauluskirche in der Innenstadt aufgeschlagen. Pfarrer Constantin Decker unterstützt die Aktion. Er findet gut, "dass sie für zwei Wochen für Irritation sorgen". Er hat selbst zwei kleine Kinder, auch deshalb ist es ihm wichtig, dem Klimawandel Beachtung zu schenken.
Als Werbung für die Evangelische Kirchengemeinde sieht er die Unterstützung und das Camp vor der Tür nicht. "Man macht sich dadurch nicht nur Freunde", sagt Constantin Decker. Es gebe schließlich auch Kritiker, die eine politische Haltung der Kirche ablehnen. Er hingegen bewundert, dass einige nun zwei Wochen auf Komfort verzichten und mit jedem über die Folgen des Klimawandels reden möchten.
Über dieses Thema haben wir am 15.06.2023 auch auf WDR 2 in der Lokalzeit Rhein/Ruhr berichtet.