Finnische Special-Olympics-Sportler begeistert von Bochum
Stand: 13.06.2023, 20:29 Uhr
Am Wochenende sind in Berlin die Special Olympics gestartet, die Weltspiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Viele Städte im Westen sind in den Tagen davor Gastgeber für die verschiedenen Nationen - zum Beispiel Bochum.
Von Daniel Chur
Für Tommi Tyynila aus Helsinki ist dies ein besonderer Moment: Der 31-Jährige trägt die Fackel der Special Olympics durch die Straßen Bochums. Hinter ihm rund 100 weitere Sportlerinnen und Sportler sowie das gesamte Trainer- und Betreuerteam aus Finnland. Die finnische Delegation wird am Dienstagmachmittag von der Stadt Bochum empfangen.
Auch von Andre Neumann, 21, Student für Heil- und Inklusiv-Pädagogik an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum. Andre ist wie sein gesamter Seminarkurs als Volunteer, also freiwilliger Helfer, beim Besuch der finnischen Mannschaft dabei. Beim Fackellauf vom Rathaus zum Bergbaumuseum trägt er eine orangene Weste und sichert die Strecke ab.
Nationen im ganzen Westen zu Gast
Die Special Olympics World Games sind zum ersten Mal in Deutschland zu Gast. Die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung findet alle vier Jahre statt. Über tausend Sportlerinnen und Sportler sind vom 17. bis zum 25. Juni in Berlin dabei und kämpfen unter anderem in Disziplinen wie Turnen, Fußball oder Radfahren um Medaillen.
Deutschland als Gastgeber hat sich für die verschiedenen Nationen ein spezielles Programm ausgedacht. So kommen alle Delegationen in den Tagen vor dem Start in Berlin in unterschiedlichen Städten im ganzen Bundesgebiet unter, um dort zu trainieren. Vor allem aber, um das Land kennenzulernen. Bonn beherbergt zum Beispiel China, Bielefeld hat Irland zu Gast oder Lüdenscheid Mexiko.
Empfang mit Applaus
Trainer Roger Nyberg, Sportler Tommi Tyynila und Andre Neumann
In Bochum weht zurzeit die weiße Flagge mit blauem Kreuz. Viele Menschen bleiben stehen, als die finnische Mannschaft - von Tommi und seiner Fackel angeführt - in Begleitung der Polizei durch die Straßen läuft. Tommi Tyynila ist Tennisspieler. Am Vormittag hat er noch auf einem Platz in Wattenscheid trainiert und hier zum ersten Mal Volunteer Andre getroffen. Sprachliche Barrieren gibt es nicht, weil Tommis Trainer Roger Nyberg immer dabei ist, der einige Jahre in Bochum gelebt hat und nun als Dolmetscher fungiert.
"Der Empfang hier ist toll", sagt Tommi, "als wir gestern in Düsseldorf gelandet sind, haben uns Menschen aus Bochum abgeholt und zur Begrüßung geklatscht. Wie fühlten uns wie Königinnen und Könige." Der Finne ist auch beeindruckt, als alle auf der Wiese vor dem Bergbaumuseum ankommen. Dort gibt es ein großes Fest mit Bühnenprogramm und einigen Sportaktivitäten.
Intensive Vorbereitung auf Besuch
Andre Neumann hat gerade weniger Zeit zum Genießen. Er und seine Mitstudierenden müssen auf der Wiese noch ein Sonnenschutzzelt aufbauen, danach noch eine Besprechung, wie der Tag weitergeht. "Wir hatten im Vorfeld ein intensives Vorbereitungsprogramm. Wie gehen wir auf Menschen mit Behinderung zu? Wie arbeiten wir mit Sprachbarrieren?" Dazu haben sie auch Bildkarten erstellt, wo bestimmte Begriffe auf Deutsch, Finnisch und mit einem Symbolbild erklärt werden.
Großer Empfang vor dem Bergbaumuseum
Die Studierenden wollen bei ihrer freiwilligen Arbeit auch lernen, wie solche inklusiven Veranstaltungen in Zukunft noch besser laufen könnten. Am liebsten wären sie auch mit nach Berlin gekommen, aber das war für die Stadt nicht finanzierbar. Dafür stehen noch gemeinsame Aktionen in Bochum an. Am Mittwoch wird zum Beispiel noch das VfL-Stadion besucht.
Für Tommi heißt die Sportstätte dann in ein paar Tagen: Messe Berlin. Dort beginnt dann sein Tennis-Turnier bei den Special Olympics 2023. "Gewinnen muss ich nicht unbedingt", sagt er, "aber ich möchte gut spielen."