Wie sollen die Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche aufgearbeitet werden?

Aktuelle Stunde 25.01.2024 03:04 Min. UT Verfügbar bis 25.01.2026 WDR Von Birgit Grigo

Missbrauchsfälle in Gladbeck, Dorsten und Lüdenscheid: Aufarbeitung in der evangelischen Kirche

Stand: 26.01.2024, 05:59 Uhr

Welche Konsequenzen aus der Veröffentlichung der Studie zu sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche gezogen werden sollten, wird jetzt diskutiert.

Von Johannes Hoppe

Unter anderem in Gladbeck und Lüdenscheid soll es heute Neuigkeiten geben, wie die Fälle sexualisierter Gewalt aufgearbeitet werden sollen. Fälle aus dem Kirchenkreis Gladbeck, Bottrop und Dorsten sind ans Licht gekommen. Steffen Riesenberg, der leitende Pfarrer im Kirchenkreis Gladbeck, Bottrop, Dorsten ist geschockt.

"Da gibt es einen Vermerk, dass möglichst wenige Bescheid wissen sollen über den Fall. Da gibt's einen Vermerk, dass jemand unauffällig versetzt werden soll. Also genau das, was in der Studie gezeigt wurde. Die Organisation schützt sich selbst und nicht in erster Linie die Betroffenen." Steffen Riesenberg, Superintendent im Kirchenkreis Gladbeck, Bottrop, Dorsten

Insgesamt spricht der Superintendent von drei Fällen. In die aktuell veröffentlichte Studie zum sexuellen Missbrauch waren sie aber überhaupt nicht mit eingeflossen.

"Abarbeiten statt Aufarbeiten"

Die Forscher, die die Studie mit mehr als 2.000 Missbrauchsfällen und fast 1.300 Beschuldigten veröffentlicht hatten, sprachen von der "Spitze des Eisberg" und dass die Aufarbeitung seitens der evangelischen Kirche eher einem Abarbeiten gleichkomme.

Genau das bestätigt Riesenberg. Ehemalige Mitarbeiter aus dem Kirchenkreis hätten sich an die Fälle erinnert. Er selbst war bei anschließender Recherche von Personalakten und Protokollen auf sie gestoßen.

Bessere Kontrolle

Steffen Riesenberg verspricht zumindest für seinen Kirchenkreis eine aufrichtige Aufarbeitung von möglichen weiteren Fällen. Er will mutmaßliche Opfer sexualisierter Gewalt ermutigen sich an den Kirchenkreis zu wenden.

Da er den eigenen Strukturen in der evangelischen Kirche nicht vertrauen könne, seien alle Mitarbeitenden verpflichtet jegliches Indiz für derartige Fälle sofort an die Meldestelle im Landeskirchenamt weiterzugeben.