WDR 5 Stadtgespräch in Dortmund: Wie viel Vertrauen haben wir in die Polizei?
Stand: 24.03.2023, 08:00 Uhr
Hitzige Diskussionen auch sieben Monate nach den tödlichen Schüssen auf den 16-jährigen Mouhamed Dramé. Und besonders die Frage nach dem Vertrauen in die Polizei wurde beim WDR 5 Stadtgespräch in den Fokus gerückt.
Von David Peters
Es war bereits das zweite Stadtgespräch zum Fall Mouhamed Dramé und eins war am Ende klar: Es gibt immer noch viel Redebedarf. Nicht nur bei den Podiumsgästen, William Duntio, der seit vielen Monaten Demonstrationen wegen der tödlichen Schüsse organisiert, Rechtsanwältin Lisa Grüter, die die Familie von Dramé vertritt, Michael Mertens, NRW-Vorsitzender der GdP und dem Kriminologen Tobias Singelnstein - sondern auch bei dem Publikum.
Besonders die Frage nach Rassismus innerhalb der Polizei sorgte für Kontroversen im vollbesetzten Saal des Dortmunder Reinoldinums. Einen schweren Stand hatte dabei vor allem Michael Mertens, der wenig Applaus, dafür aber immer wieder Häme aus dem Publikum erntete.
Besonders seine Aussage, dass die Polizei beim Thema Rassismus kein Spiegelbild der Gesellschaft, sondern "wesentlich reflektierter" sei, sorgte für Widerspruch. Bei William Duntio, aber auch beim Publikum.
Polizeigewerkschafter: Vorurteile gegenüber der Polizei
Michael Mertens, NRW-Vorsitzender der GdP (links) und Kriminologen Tobias Singelnstein
Sie warfen Mertens und der Polizei vor, dass es immer wieder rassistisch motivierte Personenkontrollen gäbe und man sich als schwarzer Mensch in Gegenwart der Polizei nicht sicher fühlen könne. Mertens hielt dem entgegen, dass es innerhalb der Bevölkerung ein hohes Vertrauen in die Polizei und ihre Arbeit gäbe, aber eben auch Vorurteile, die man abbauen müsse.
Auf dem Vertrauen dürfe man sich aber nicht ausruhen, entgegnete Singelnstein. Man müsse auf die zugehen, die wenig oder kein Vertrauen in die Polizei hätten. Dabei könnte auch eine unabhängige Behörde eine Rolle spielen, die in Fällen von mutmaßlicher Polizeigewalt ermitteln würde.
Verbesserungsbedarf bei der Kontrolle der Polizei
Bisher ist dafür die Polizei selbst und die Staatsanwaltschaft zuständig. Hier sieht Rechtanwältin Grüter, die häufiger Opfer von Polizeigewalt vertritt, Verbesserungsbedarf. Die Kontrolle der Polizei und ihrer Maßnahmen sei "nicht ausreichend". Auch die Staatsanwaltschaft sei häufig "zu nah" an der Polizei.
Auf einen gemeinsamen Nenner kamen die Podiumsgäste bei dem Thema zwar nicht, dennoch ging Mertens optimistisch aus dem Stadtgespräch: "Ich hoffe, dass diese Diskussion dazu beiträgt, an dem Thema dranzubleiben." Er habe aus dem Gespräch viel mitgenommen. Rechtsanwältin Grüter und William Dountio waren da eher pessimistisch.
Das ganze WDR 5 Stadtgespräch zum Nachhören: