Tote Schafe: Angriff trotz Herdenschutz-Zaun

Lokalzeit Ruhr 25.10.2023 Verfügbar bis 25.10.2025 WDR Von Catherine Jaspard

Schafe trotz eines Herdenschutzzauns gerissen - war es ein Wolf?

Stand: 26.10.2023, 10:51 Uhr

Drei tote Schafe lagen inmitten der Herde auf der Weide in Schermbeck - ein weiteres war schwerverletzt und wurde eingeschläfert. An dem Herdenzaun sind keine Spuren zu sehen.

Von Catherine Jaspard

Das war ein Déjà-vu für Benedikt Hüttemann: Getötete Schafe auf seiner Weide. Diesen grausamen Anblick hat der Schäfer aus Schermbeck jetzt schon zum zweiten Mal ertragen müssen. 2018 hatte ein Wolf sechs seiner Tiere getötet. Ob es jetzt wieder ein Wolf war, steht noch nicht fest.

Trotz Herdenschutzzaun Schafe gerissen

Schafe trotz eines Herdenschutzzauns gerissen - war es ein Wolf?

Benedikt Hüttemann hatte sich bei der Landwirtschaftskammer NRW umfassend informiert und erst vor drei Wochen einen in Höhe von 4.500 Euro geförderten und vom Land empfohlenen Herdenzaun aufgebaut. "Das ist sehr frustrierend. Ich bin davon ausgegangen, dass dieser neuwertige Zaun eine vernünftige Schutzmaßnahme ist."

Hund oder Wolf offenbar über den Zaun gesprungen

Wolfsberater Hermann Wolff hat den Zaun in Augenschein genommen. Der Zaun sei nicht untergraben worden, sagt er. Die Kratzspuren und Kehlbisse an den Schafen würden auf einen Hund oder Wolf hinweisen. Einen Fuchs schließt er aus. Gewissheit werde nur die DNA-Auswertung bringen. Und da die nur von einem einzigen Labor in NRW gemacht werde, dauere das Ergebnis etwa sechs Wochen.

Schafe trotz eines Herdenschutzzauns gerissen - war es ein Wolf?

Schafe trotz eines Herdenschutzzauns gerissen

Der 120 cm hohe, unter 4.400 Volt stehende Zaun reicht also nicht, um eine Schafsherde zu schützen. Einen noch höheren Zaun aufzustellen, sei aber kaum praktikabel, sagt Benedikt Hüttemann. Denn er müsse den Zaun ja regelmäßig wieder auf- und abbauen.

Ich habe kein Verständnis dafür, dass hier nicht zeitnah gehandelt wird und Tierhalter ihre Kadaver aus der Wiese holen müssen und die Innereien herausgucken. Hier muss eine praktikable Lösung gefunden werden, dass das Massaker mal ein Ende hat. Benedikt Hüttemann, Landwirt

Schäfer rechnet mit Totgeburten

Auffällige Wölfe abzuschießen, sei die Lösung, denn sonst würde seine seltene Rasse "Braunes Haarschaf" bedroht. Der gelernte Landwirt aus Schermbeck ist bundesweit einer der ersten Züchter dieser neuen Rasse. Und die sei erst seit 2018 anerkannt. Es gebe nur 350 Zuchttiere in Deutschland, sagt er.

Diese Schafe haben einen natürlichen Fellwechsel, sie müssen nicht geschoren werden. Das spare Kosten. Außerdem seien die Schafe robust und können Hitze gut vertragen. Der tödliche Angriff habe die gesamte Herde verängstigt und traumatisiert. Der Stress, den die Tiere erleiden mussten, habe Folgen.

Schäfer Benedikt Hüttemann steht vor der Weide

Schäfer Benedikt Hüttemann steht vor der Weide

Der Schäfer geht davon aus, dass die tragenden Mutterschafe die Lämmer verlieren könnten: "Das ist in anderen vergleichbaren Fällen auch so gekommen. Das ist nicht nur der Schaden mit den vier toten Tieren. Es geht auch nicht um finanziellen Ersatz. Da ist jahrelange züchterische Arbeit kaputt gemacht worden."

Auffällige Wölfe sollen in NRW erschossen werden dürfen

Und tatsächlich überarbeitet das Umweltministerium NRW aktuell die Wolfsverordnung. In den nächsten Wochen soll beschlossen werden, dass Wölfe, die Tiere gerissen haben, dann erschossen werden dürfen. Es gebe in NRW aber kein Wolfs-Problem, sagt das zuständige Ministerium.

Und für den Menschen sei der Wolf ohnehin kein Problem. Für Benedikt Hüttemann und seine Schafe sind die etwa zehn Wölfe, die sich im Kreis Wesel aufhalten, sehr wohl ein Problem. Der 58-Jährige hat seine Herde jetzt auf die Weide vor seiner Haustür geholt und hofft, dass sie sich hier erstmal von dem Angriff erholen kann.

Über dieses Thema haben wir am 25.10.2023 um 19.30 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Duisburg berichtet.