Ramadan: Zusammen Live das Fasten brechen

"Unser Leben ist Luxus": Muslime im Ruhrgebiet vor dem Ramadan

Stand: 11.03.2024, 06:00 Uhr

Der heutige Montag ist für viele Muslime der erste Fastentag. Im Ramadan verzichten gläubige Muslime auf viele Dinge. Das führt vielen auch den eigenen Wohlstand vor Augen.

Von Sebastian TischkovSebastian Tischkov

Die Dortmunder Filiale einer türkischen Kaffeehauskette ist voll am Sonntagnachmittag vor dem ersten Fastentag des Ramadans. Das graue Wetter lädt natürlich geradezu ein. Für einige Besucher im Café heißt es ab Montag: Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang verzichten. Vor allem auf Essen und Trinken, aber auch auf Rauchen und Sex. Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islams.

Zu den gut anderthalb Millionen Muslimen, die in Nordrhein-Westfalen leben, gehört auch Fatima Alakbarov. Für die Essenerin ist der Ramadan etwas ganz Sinnliches. "Man denkt etwas intensiver nach. Gerade in der Zeit versucht man nicht so verschwenderisch zu sein, viel mehr zu spenden, mehr gute Taten zu machen", erklärt sie.

Iftar heißt Zusammenkommen

Besonders schön sei das Essen vorbereiten fürs Iftar, also das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang. Weniger wegen des guten Essens, mehr wegen des Zusammentreffens mit Freunden und Familie. Von anderen wünscht sie sich aber, dass aus dem Ramadan nicht so ein großer Hehl gemacht werde. Wer sich nicht mit dem Fastenmonat beschäftigen wolle, müsse das auch nicht.

Zwei Frauen sitzen in einem Café

Fatima Alakbarov (links) mit ihrer Freundin Shano im Café

Die Hungersnöte in Gaza beschäftigen die junge Frau aber besonders. "Dass ganz viele einfach nichts haben während des heiligen Monats, dann denkt man da besonders intensiv drüber nach, wie dankbar man sein muss, dass man ein Dach über den Kopf hat." Auch über andere Dinge, die wie selbstverständlich seien, denkt Fatima nach.

Viele denken an Armut und Krieg

Der Wohlstand hier in Deutschland beschäftigt offenbar viele Muslime während des Ramadans. Eine Cafébesucherin, die anonym bleiben möchte, sagt: "Wir sehen ja jetzt, was sozusagen auch unsere muslimischen Brüder aktuell erfahren. Da ist unser Leben hier einfach nur Luxus."

Ins Dortmunder Café strömen währenddessen immer mehr Besucher. "Wir hatten dieses Wochenende viel mehr Kunden. Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass viele kurz vor Ramadan noch beisammen sein wollen. Ramadan bedeutet ja Enthaltsamkeit", sagt Baranser Ünal, der das Café in der Dortmunder Innenstadt führt.

Baklava wird zum Ramadan-Renner

Aber auch während des Ramadans gibt es mehr Kundschaft. Es gebe schon viele Reservierungen zum Fastenbrechen nach Sonnenuntergang. Selbst die Nachfrage nach Baklava steigt merklich an. "Wir haben auch unsere Öffnungszeiten angepasst. Wegen dem Fastenbrechen öffnen wir bis 0 Uhr", sagt Ünal. An Ramadan ist eben vieles anders.

Am Tisch daneben sitzt Elias. Der Herner ist kein Muslim, trifft sich aber schon seit Jahren mit Freunden zum Fastenbrechen und macht an einigen Tagen auch mit. Das gehöre sich mit engen Bezugspersonen so, sagt er.

Einige wünschen sich sichtbareren Ramadan

Bei ihm und seinen muslimischen Freunden ist die Ramadan-Beleuchtung ein großes Thema. Etwa in Köln und Frankfurt gibt es das jetzt zeitweise: Lichterketten und Aufschriften, die einen frohen Ramadan wünschen.

"In Ankara habe ich auch schon mal Weihnachtsbeleuchtung gesehen", erklärt Elias. Deswegen spricht für ihn eigentlich nichts dagegen, sowas auch im Ruhrgebiet einzuführen. In Dortmund könnte er sich das am Bahnhof gut vorstellen. Oder eben direkt in der Innenstadt neben dem Café – das hätte auch etwas.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Cafébesucher
  • Kaffeehaus-Besitzer

Über dieses Thema berichten wir am 11.03.2024 im WDR Fernsehen und im WDR Radio.

Weitere Themen