Es war keine Raserei, sondern ein tragischer Unfall: Das stand für Zeugen und Rettungskräfte schon direkt am Unfallort fest. Offensichtlich befand sich der junge Fahrer in einer medizinischen Notlage. Hintergrund ist eine bekannte Diabetes-Erkrankung. Das Amtsgericht hat am Mittwoch geklärt, ob ihn eine Schuld trifft, weil er trotz körperlicher Beschwerden Auto gefahren ist.
Stadtauswärts war der junge Fahrer unterwegs, auf dem Rückweg nach einem Bewerbungsgespräch. Er verliert das Bewusstsein und die Kontrolle über seinen Wagen. Das Fahrzeug schert nach rechts auf den Radweg aus, erfasst den 69-jährigen Radfahrer und rammt an der nächsten Ampel einen bei Rot wartenden Wagen. Es handelte sich nicht, wie sonst häufig bei Verkehrsunfällen, um ein „Augenblicksversagen“.
Auto-Fahrer war nicht bei vollem Bewusstsein
Vor Gericht räumte der mittlerweile 22-Jährige ein, dass er sich schon kurz vor dem Unfall ein wenig unwohl gefühlt habe. Gleichzeitig sagte seine behandelnde Ärztin aus, dass ein so genannter hypoglykämischer Schock auch bei gut eingestellten Diabetikern wie aus dem Nichts kommen kann. Eindeutig sei nur, dass ihr Patient mit den noch am Unfallort gemessenen Blutzuckerwerten definitiv nicht bei vollem Bewusstsein war.
Staatsanwaltschaft und Richter sprachen im Gericht von einem tragischen Unglücksfall. Strittig wäre aber, wie viel Fahrlässigkeit man dem jungen Angeklagten vorwerfen konnte, der womöglich klare Anzeichen eines diabetischen Schocks bei sich selbst ignoriert hatte.
Gericht verhängt ein Jahr auf Bewährung
Mit einem Jahr auf Bewährung blieb das Gericht sechs Monate unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Den Führerschein wird der junge Mann frühestens im übernächsten Jahr zurückbekommen. Dafür muss er allerdings zunächst die medizinische Überprüfung bestehen.
Über dieses Thema haben wir am 26. Oktober 2022 in der WDR Lokalzeit Ruhr um 19.30 Uhr berichtet.
