Ein Anwohner hatte am frühen Mittwochmorgen die Polizei gerufen, weil ein Mann schreiend umherlaufe und gegen Autos schlage. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und der ermittelnden Recklinghäuser Polizei handelte es sich um einen 44-jährigen gebürtigen Dortmunder ohne festen Wohnsitz.
Mann drang in Streifenwagen ein
Als drei Polizeibeamte und eine -beamtin am Einsatzort eintrafen, habe der Mann laut Staatsanwaltschaft und Polizei Recklinghausen mit der Faust auf einen der Streifenwagen eingeschlagen und versucht, in das Einsatzfahrzeug zu gelangen. Einem der Polizisten habe er dann gegen den Kopf geschlagen und sei tatsächlich in den Streifenwagen gelangt.
Polizei setzte Taser ein
Daraufhin habe einer der Polizisten ein Distanzelektroimpulsgerät, einen sogenannten Taser, eingesetzt. Der Mann sei kollabiert und musste reanimiert werden. Ein Rettungswagen brachte ihn ins Krankenhaus, wo er wenig später starb.
Schwere Herzerkrankung und Alkoholkonsum
Beim Einsatz habe es keinen Schusswaffengebrauch gegeben, teilt die Staatsanwalt mit. Die Obduktion des Leichnams habe ergeben, dass der Mann schwer herzkrank war. "Im Rahmen der heute durchgeführten Obduktion konnte eine Kausalität zwischen dem Einsatz des Distanzelektroimpulsgerätes und dem Todeseintritt nicht sicher festgestellt werden. Der Verstorbene hatte ein schwer vorerkranktes Herz", heißt es in der Mitteilung. Darüber hinaus seien Anhaltspunkte für eine "erhebliche Alkoholintoxikation" festgestellt worden.
Bodycams werden ausgewertet
Die beteiligten Polizisten und die Polizistin seien zum Teil schon vernommen worden, sagt Staatsanwalt Henner Kruse. "Derzeit gibt es keinen Anfangsverdacht gegen einen von ihnen. Es sieht so aus, als wäre der Einsatz korrekt abgelaufen und die Beamten hätten sich richtig verhalten", so Kruse. Die Bodycams der Beamten seien sichergestellt worden und würden jetzt ausgewertet. Ob sie während des Einsatzes eingeschaltet waren, konnte Kruse noch nicht sagen.
Innenminister verspricht gründliche Aufarbeitung
NRW-Innenminister Herbert Reul hat im Innenausschuss des Landtags eine gründliche Aufarbeitung des Vorfalls in Dortmund zugesagt. Die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang, sagte Reul. Einen ausführlicheren Bericht werde er in der Sitzung am kommenden Donnerstag abgeben. Derzeit seien die Erkenntnisse noch zu dürftig.