Das Leben direkt neben der Bahnstrecke in Recklinghausen an der Hillerheide. Für Fadi El Jadduoh und seine Familie ist es Alltag - im Ruhrgebiet wohnt man eben so. Die Zugschienen verlaufen gerade mal 50 Meter hinter seinem Garten. Doch jetzt wurden sie zum Albtraum der Familie. Der neunjährige Sohn Amir wurde vor einer Woche von einem Güterzug erfasst und liegt seitdem mit schweren Hirnverletzungen im Koma.
Gleise auch neben Amirs Fußballplatz
Ein Foto des 9-jährigen Amir
Amir war bei dem Unglück nicht allein. Ein zehn Jahre alter Freund von ihm wurde ebenfalls von dem Güterzug erfasst. Er starb bei dem Unfall. Wo genau sein Sohn und dessen Freund am frühen Donnerstagabend (02.02.2023) auf die Gleise gegangen sind, weiß Fadi El Jadduoh nicht. In der Hillerheide gibt es viele zugängliche Stellen.
Auch direkt neben dem Fußballplatz, wo Amir spielt und fast täglich hinläuft. Denn er wohnt in Sichtweite. Nirgendwo sichere Zäune, die die Kinder von den Gleisen fern halten. Im Gegenteil, das Areal locke Kinder sogar mit den bunten Graffitis am verfallenen Stellwerkhaus an, meint der Vater. Einige würden auch als Abkürzung zum Fußballplatz über die Gleise laufen. Etliche Male hätten die Eltern ihre Kinder gewarnt.
Deutsche Bahn sieht in Zäunen keine Lösung
Fadi El Jadduoh fordert von der Deutschen Bahn mehr und bessere Sicherheitsvorkehrungen an Stellen, an denen Kinder direkt auf die Gleise gelangen können. Aber kann die Deutsche Bahn wirklich überall Zäune aufbauen? Schriftlich heißt es von einem Bahnsprecher: „Das Einzäunen von Bahnanlagen verspricht nur auf den ersten Blick mehr Sicherheit: Die Bahnanlagen wären dann deutlich schwerer zugänglich, zum Beispiel bei Rettungseinsätzen von Polizei und Feuerwehr."
Hinter den Bauzäunen sind Gleise
In der schriftlichen Stellungsnahme der Deutschen Bahn heißt es außerdem: "Leider ist auch immer wieder zu beobachten, dass dort, wo Zäune stehen, sie mutwillig niedergetrampelt oder Schlösser zerstört werden. Warnschilder werden nicht nur ignoriert, sondern auch umgestürzt." Um Unfälle wie in Recklinghausen zu verhindern, würde die Bahn auf Präventionsarbeit setzen und gemeinsam mit der Bundepolizei zum Beispiel Schulen besuchen.
Fokus jetzt auf Amirs Behandlung
Fadi El Jadduoh in Sorge um Sohn
Fadi El Jadduoh hofft trotzdem, dass sich etwas ändert. Für seinen Sohn betet er aktuell jeden Tag, denn er fürchtet schwere Folgeschäden. „Das war der zweite Schock für uns, dieses MRT. Mein Sohn ist am Gehirn getroffen“, sagt der Vater. Als er erfahren hat, dass sein Sohn im Koma liegt, tat das sehr weh.
Die Familie möchte sich jetzt voll auf Amirs Behandlung konzentrieren und sucht Spezialisten, auch im Ausland. Aktuell befindet sich der Neunjährige mit Hirnschwellungen im Gelsenkirchener Bergmannsheil. Die Familie möchte sich jetzt sogar in Berlin und in den USA erkundigen, ob es dort bessere Behandlungsmöglichkeiten in Fachkliniken gibt.