Eine Regenbogenflagge weht zum Start des CSD-Wochenendes in Köln

Nach CSD: Schwere Vorwürfe gegen Essener Polizei

Stand: 11.08.2022, 17:19 Uhr

Nach dem Ruhr Christopher-Street-Day erhebt ein Teilnehmer schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Es geht um Homophobie und Gewalt. Die Essener Polizei weist die Vorwürfe zurück.

Die Vorwürfe, die im Raum stehen und auch in den sozialen Medien die Runde machen, sind enorm: Polizeibeamte sollen während des Ruhr CSD am vergangenen Wochenende einen 24-Jährigen schwulenfeindlich beleidigt und gewaltsam angegangen sein. Das Ganze wurde von ihm zur Anzeige gebracht.

Mülheimer berichtet von Vorfall

Der Mann, der die Vorwürfe erhebt, ist Dominick S. aus Mülheim. Er hat sich mit uns am Essener Kennedyplatz getroffen. Dem Ort, an dem der CSD stattfand und wo sich der Vorfall ereignet hatte. Früher habe er dort gern in Cafés gesessen - jetzt sei der Ort für ihn beklemmend.

Domick S., Mülheim, erhebt Vorwürfe zu Polizeigewalt auf CSD, auf dem Kennedyplatz in Essen

Dominick S. aus Mülheim

Die Darstellung des 24-Jährigen: Auf dem CSD habe er neben anderen Teilnehmern gestanden, die zu dem Zeitpunkt bereits eine Auseinandersetzung mit der Polizei gehabt hätten. Damit habe er nichts zu tun gehabt. Dann sei es zu einem Blickkontakt zwischen Dominick S. und einem der Beamten gekommen, der ihn daraufhin sofort massiv mit schwulenfeindlichen Sprüchen beleidigt haben soll.

"Ich hatte nur Angst um mein Leben"

"Dann habe ich gefragt, warum ich denn beleidigt würde", so Dominick S., "ich wollte weitergehen, bekam aber sofort einen Schlag aufs Auge und fiel zu Boden." Daraufhin sei es zu weiteren Schlägen gekommen, sagt der 24-Jährige, der dabei auf verschiedene blaue Flecken und Wunden in seinem Gesicht zeigt.

Schließlich sei er gefesselt und in Polizeigewahrsam genommen worden. "Ich wusste nicht, wo ich hingebracht wurde - ich hatte nur Angst um mein Leben", berichtet er. Auf die Frage, warum sich die Gewalt ausgerechnet gegen ihn gerichtet haben soll, sagt Dominick S.: "Ich weiß es nicht. Ich war fröhlich. Ich war weder aggressiv, noch habe ich andere Besucher belästigt."

Polizei: Mann fiel durch Aggressivität auf

Die Essener Polizei weist die Darstellung von Dominick S. entschieden zurück. "Wir distanzieren uns grundsätzlich von jeder Form der Diskriminierung", heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei. In der wird der Fall völlig anders beschrieben.

Demnach sei der 24-Jährige zunächst durch aggressives Verhalten einem Sicherheitsdienst aufgefallen, der auf dem CSD eingesetzt wurde. Als dessen Mitarbeiter ihn zu den Polizeibeamten gebracht hätten, hätten diese einen Platzverweis ausgesprochen. Das habe der Mann nicht akzeptieren wollen.

Bodycam-Aufnahmen sollen ausgewertet werden

Weiter heißt es von der Polizei, die Beamten hätten massive Schwierigkeiten gehabt, den Mann zu beruhigen. Man habe ihn fesseln und zu Boden bringen müssen. Auch im Polizeifahrzeug und in der Gewahrsamszelle sei er aggressiv gewesen. Weil er schwer atmete und eine erhöhte Atemfrequenz festgestellt wurde, sei er schließlich in ein Krankenhaus gebracht worden.

Zwei Darstellungen eines Vorfalls - und offensichtlich viel Aufklärungsarbeit: Die Essener Polizei ermittelt gegen Dominick S. wegen Widerstand und Beleidigung gegenüber Beamten. Die von ihm erhobenen Vorwürfe prüft aus Neutralitätsgründen die Bochumer Polizei. Die soll nun Bodycam-Aufnahmen der Polizisten auswerten.