Die Männer, die im November 2020 in das Emmericher Zollamt eingebrochen und rund 6,5 Millionen Euro geklaut haben sollen, sollen laut Deutscher Presse Agentur auf freiem Fuß sein. Unter Berufung auf den Sprecher des Bezirksgerichts im polnischen Jelenia Gora, sollen die Männer bereits im Juni aus der Untersuchungshaft freigekommen sein. Sie mussten lediglich eine halbe Million Zloty Kaution zahlen. Das sind umgerechnet etwa 112.000 Euro.
Laut einem Bericht der polnischen Zeitung «Gazeta Wyborcza» soll sich bereits im September einer der sieben Männer ins Ausland abgesetzt haben. Weiter heißt es, dass er zwar gesucht wird, aber nur weil seine Familie ihn als vermisst gemeldet hat - er sei nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Seine Anwältin spricht in der polnischen Zeitung von "kriminellen Gruppen", die ihn verfolgen würden.
Bandenstreit um die Millionen
Schon im Mai 2022 wurde öffentlich, dass die Täter in einen Streit um die Millionen gerieten. Einem von ihnen seien 1,5 Millionen von der Beute versprochen worden. Der seit September verschwundene Angeklagte Piotr C. soll ihm aber nur 500.000 Euro ausgezahlt haben. Die Zeitung berichtet, dass der "Geprellte" nun nach dem Geld sucht und Piotr C. deswegen auf der Flucht sei.
Hollywoodreife Tat
Es klingt hollywoodreif, was in der Nacht auf den 1. November 2020 im Emmericher Zollamt passiert ist. Drei Männer sollen durch eine Wand im Keller des Gebäudes in den Tresorraum gelangt sein. Hier lagerten in dieser Nacht rund 6,5 Millionen Euro. Ein Mann stand währenddessen vor dem Gebäude Schmiere. Schon damals ging die zuständige Staatsanwaltschaft Kleve davon aus, dass die Täter genau wussten, wo sie ansetzen müssen, ohne entdeckt zu werden.
Schon kurz nach der Tat stand fest, dass es sich um Profis handelte - nicht nur weil sie fremde DNA-Spuren legten, sondern auch weil der Transport des Geldes nach Polen sehr durchdacht war. Sie deponierten ihr Spezialwerkzeug und alle Fahrzeuge auf einem Campingplatz in den Niederlanden. Nach der Tat war die Rede von einem Auto sowie einem Transporterbus als Fluchtfahrzeuge. Diese transportieten sie in Lkw quer durch Deutschland zurück nach Polen.
Festnahmen erfolgten eineinhalb Jahre später
Nach aufwendigen Ermittlungen nahem die polnischen Behörden im Mai 2022 vier Personen in Zgorzelec und Karpacz fest, einen Monat später drei weitere Tatverdächtige. Schwer bewaffnete Spezialeinsatzkräfte waren dafür im Einsatz. Die Polizisten fanden dabei große Mengen Bargeld, Schmuck, Drogen, Autos und auch Polizeiausrüstung.
Ob es sich bei dem Bargeld um Teile der Beute handelt, ist bis heute unklar. Generell ist über den Verbleib der rund 6,5 Millionen Euro nichts bekannt. In Polen gibt es Gerüchte, die Täter hätten das Geld in einem Fass versteckt.
Prozessauftakt war im Juni
Der Prozess gegen die insgesamt sieben Männer wird in Polen geführt, da sie dort aufgegriffen wurden und auch in Polen die Tat vorbereitet haben sollen. Der Prozess hat im Juni begonnen, der nächste Termin steht für den 20. Dezember fest. Ein Urteil wird dieses Jahr nicht mehr erwartet.
Gegen die festgenommenen Männer wurde Anklage wegen Gründung und Leitung einer organisierten kriminellen Vereinigung beziehungsweise Beteiligung an einer organisierten kriminellen Vereinigung erhoben. Das bedeutet, dass nach polnischem Recht den Männern eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren drohen könnte.