Verdacht auf Nötigung: Ermittlungen gegen vier Polizisten in Recklinghausen

Stand: 29.08.2022, 18:54 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Bochum und die Polizei Dortmund ermitteln gegen vier Polizeibeamte und -beamtinnen in Recklinghausen wegen des Verdachts der Nötigung. Sie sollen bei einem Einsatz Videos von Augenzeugen gelöscht haben.

Nach Erkenntnissen der Ermittler gibt es nun Anhaltspunkte dafür, dass die eingesetzten Polizisten sich die Videos von Schaulustigen zeigen ließen – und Material gelöscht haben sollen.

Aus Neutralitätsgründen ermitteln in diesem Fall die Polizei Dortmund und die Staatsanwaltschaft in Bochum. Als die Dortmunder Beamten erfahren haben, dass wohl Videos gelöscht wurden, haben sie unter anderem einen Zeugen besucht, der von dem Rechtsanwalt Hans Reinhardt vertreten wird.

Dort habe einer der Ermittler gesagt: "Wir finden es sehr eigenartig, dass vor wenigen Tagen offensichtlich Polizeikollegen aus Recklinghausen genau dieses Video, das wir jetzt haben möchten als Beweismittel, gelöscht haben." Eine Spezialfirma soll nun versuchen, die gelöschten Dateien wiederherzustellen. Weitere Aufnahmen vom Einsatz in Oer-Erkenschwick werden beim LKA ausgewertet.

Einsatz mit mit tödlichen Ausgang

Die Polizisten waren am 07.08.2022 an einem Einsatz in Oer-Erkenschwick beteiligt, wo ein 39-jähriger Mann in einer Wohnung randaliert haben soll. Laut Recklinghäuser Polizei habe der Mann massiven Widerstand geleistet, als die Beamten versuchten, ihn zu beruhigen.

Daraufhin sei Pfefferspray eingesetzt worden. Gegen acht weitere Polizisten ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen Körperverletzung im Amt.

Schließlich verlor der Oer-Erkenschwicker das Bewusstsein und kam in ein Krankenhaus. Dort ist er in der folgenden Nacht gestorben. Es gebe Hinweise darauf, dass der Mann Drogen genommen hatte, so die Polizei.

Einsatz sorgt für Aufsehen

Mit dem 39-Jährigen sei auch eine Frau in der Wohnung gewesen. Sie konnte sich selbst in Sicherheit bringen. Laut Polizei hätten sich am Einsatzort außerdem rund 150 Schaulustige versammelt. Einige von ihnen hätten den Einsatz auch fotografiert und gefilmt.