Pro-Israel-Aktivisten demonstrieren am 25.07.2014 gegen eine Veranstaltung anlässlich des Al-Kuds-Tag in Berlin und halten ein Transparent mit der Aufschrift: «Gegen Antisemitismus und Hass auf Israel»

Antisemitische Straftaten sind in Dortmund sprunghaft angestiegen

Stand: 08.02.2024, 15:10 Uhr

Von Sophie Conrad

Sachbeschädigung, Beleidung, Verstoß gegen die Versammlungsfreiheit, Volksverhetzung: Die Liste der antisemitischen Straftaten seit dem Angriff der Hamas auf Israel ist erschreckend lang.

Auswirkungen seit dem 7. Oktober

Am 7. Oktober wurden rund 1300 Menschen in Israel von Kämpfern der Terrorgruppe Hamas getötet. Seitdem leiden tausende Zivilisten im Gazastreifen und in Israel unter den Kämpfen. Die Auswirkungen sind auch in Nordrhein-Westfalen spürbar. Seit dem 7. Oktober hat es allein in Dortmund fast 100 Straftaten gegeben.

Viele Menschen gehen zu Demonstrationen, um auf die Situation der Zivilisten im Gazastreifen aufmerksam zu machen. Auch pro-palästinensische Demonstrationen haben seitdem oft stattgefunden. Genau drei Wochen nach dem Angriff der Hamas gab es in Dortmund an einem Tag drei Stück. Die Folge: Sechs Strafverfahren wurden von der Polizei eingeleitet.

"Antisemitismus ist ein alltägliches Phänomen"

Auch die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW) spricht von einem erhöhten Aufkommen antisemitischer Vorfälle. Projektleiter Jörg Rensemann erklärt: "Der 7. Oktober hat auf erschreckende Art und Weise und eindringlich gezeigt, dass Antisemitismus ein alltägliches, gefährliches Phänomen ist, das die Demokratie ernsthaft gefährdet."

Er fordert weitreichenderen Schutz für Jüdinnen und Juden. Besonders gefährdet seien jüdische Studierende an Hochschulen. Schon im November erklärte RIAS-Referent Daniel Poensgen gegenüber dem WDR, jüdische Studierende hätten berichtet, dass sie von Kommilitonen für das Verhalten Israels verantwortlich gemacht worden seien.

Einige seien nicht mehr zur Uni gegangen. In Franken sei an einer Hochschule das Bild einer Person, die sich gegen Antisemitismus engagiere, mit Hassparolen markiert worden.

"Hochschulen haben Verantwortung"

Zur Sicherheit der jüdischen Studierenden schlägt Rensemann Antisemitismusbeauftragte an Hochschulen vor. Diese seien wichtig, "um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen eine spezifische Form von Menschenfeindlichkeit ist." Schließlich haben die Hochschulen die Verantwortung, dass für jüdische Studierende ein geregeltes Studium stattfinden könne.

Antisemitismus erkennen können

Um Schutz gewährleisten zu können, müsse man aber schon in den Grundschulen anfangen, so Rensemann weiter. Es bedarf Anstrengungen in der Bildung, um über Antisemitismus aufzukären und diesen überhaupt verstehen zu können.

Das gelte auch für die Strafverfolung in Deutschland. Sie müsse die modernen Erscheinungsformen erkennen, auch um antisemitische Motive überhaupt aufzeigen zu können. Auch die Polizei Dortmund bestätigt, dass sie die Sicherheitsvorkehrungen für Jüdinnen und Juden seit dem 7. Oktober erhöht habe.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 08.2.2024 auch im Radio auf WDR 2.

Unsere Quellen:

  • WDR-Recherche
  • Polizei Dortmund
  • RIAS NRW