Restaurantbesitzer besorgt wegen Personalmangel

Lokalzeit aus Dortmund 17.10.2023 01:45 Min. Verfügbar bis 17.10.2025 WDR Von Matthias Wagner

Was der Personalmangel in der Gastronomie für Cafés und Restaurants bedeutet

Stand: 17.10.2023, 19:23 Uhr

Die Zweibar in Essen-Rüttenscheid hatte früher sieben Tage die Woche auf. Mittlerweile sind die Öffnungszeiten stark eingeschränkt. Es ist schwer, Personal zu bekommen.

Von Katharina Paris

Zwei Kaffee, zwei Wasser. Sicher trägt Lisa Hinze das Tablett durchs Café. Während sie die Getränke auf den Tisch stellt, klingelt es aus der Küche. Die Bestellungen sind fertig - Tagliatelle in Champignon-Rahm-Sauce und eine Kürbissuppe. Mittags ist hier immer besonders viel los.

Dann wird Lisa Hinze von ihrer Kollegin zur Theke gerufen. Ein Gast möchte zahlen. Seit langer Zeit arbeitet Geschäftsführerin Lisa Hinze mal wieder selbst im Service. Der Grund: Personalmangel. "Das merk ich jetzt aber körperlich auch richtig, dass ich das ein paar Wochen nicht gemacht habe", sagt die 37-Jährige. "Das ist echt ein Knochenjob."

Die Zweibar ist mittlerweile eine Institution auf der „Rü“

Eine Bar im rustikalen Look und dunkelroten Wänden.

Die Zweibar in Essen gibt es seit 2003.

Lisa Hinze leitet die Zweibar auf der Rüttenscheider Straße in Essen gemeinsam mit ihrem Mann Phil. Der hat die die Bar, die auch Café und längst eine Institution auf der "Rü" ist, 2003 gegründet. Lisa Hinze hat vor 14 Jahren als Studentin hier angefangen. Schnell wurden die beiden ein Paar und schmeißen den Laden seitdem gemeinsam.

Viele haben sich während Corona was anderes gesucht

Dunkelrote Wände mit gerahmten Filmpostern, Holztische und Stühle, viele davon mit Samt überzogen. Im Hintergrund: jazzige Musik. Die Zweibar ist gemütlich. Cool. Urban. Ein Ort, wo sich Studenten genauso treffen wie Boomer. Zum Frühstück gibt es hier veganes Avocado-Brot, abends Gin Tonic. Vor Corona hatten Phil und Lisa Hinze sieben Tage die Woche geöffnet. Dann mussten sie den Laden, wie alle Gastronomen, von heute auf morgen dicht machen. Die festangestellten Mitarbeiter konnten sie halten. "Aber die meisten Aushilfen haben sich in der Zeit natürlich etwas anderes gesucht. Einzelhandel, Online-Versandhandel", sagt die Inhaberin. Die Zeit danach war hart. Die Zweibar musste Öffnungszeiten kürzen, teilweise ganze Tage schließen.

Zwei Gäste sitzen sich an einem Tisch gegenüber.

Die Zweibar in Essen ist ein Treffpunkt für viele Generationen.

"Es war sehr, sehr schwer, wieder Leute zu bekommen", erzählt Lisa Hinze. "Weder übers Arbeitsamt, noch über Anzeigen oder Aushänge. Ich habe im Bekannten- und Freundeskreis gefragt. Das war eine Notsituation, die wir so nicht kannten und wir konnten immer nur so viel aufmachen, wie wir es mit der kleinsten Besetzung stemmen konnten." Mittlerweile habe sich die Lage etwas entspannt, aber montags ist immer noch geschlossen, an anderen Tagen öffnet die Zweibar nur einen halben Tag. Vor der Pandemie hatten sie hier um die 30 Mitarbeiter, jetzt sind es 20. Oft müssen Phil und Lisa daher selbst einspringen.

Die Ansprüche der jüngeren Generation sind anders als früher

Während sich Phil Hinze in den Anfangsjahren der Bar die Leute noch aussuchen konnte, müssen er und Lisa Hinze heute um jeden kämpfen. Egal ob für den Service, die Theke, als Koch oder Spülkraft. "Es ist ein anstrengender Job, ganz klar. Man muss arbeiten, wenn andere frei haben und körperlich muss man sich was abverlangen können", gibt Lisa Hinze zu. "Aber die Ansprüche der jüngeren Generationen sind manchmal einfach krass." Die Forderungen: Maximale Planungssicherheit, frei am Wochenende. Manchmal sitze sie mit offenem Mund in den Bewerbungsgesprächen, sagt Lisa Hinze. Hinzu kommt: Viele sind einfach körperlich nicht fit genug für den Job.

Aushilfen bekommen Mindestlohn plus Trinkgeld

Finanziell sei die Arbeit gar nicht so unattraktiv. Aushilfen bekommen zu Beginn den 12-Euro-Mindestlohn. Wer mehr Erfahrung hat und schon lange dabei ist, bekommt mehr. Dazu kommt das Trinkgeld, das vor allem am Wochenende, wenn viel los ist, sehr üppig ausfallen kann. Trotzdem: Dass die Zweibar in nächster Zeit wieder sieben Tage die Woche geöffnet sein wird, ist nicht absehbar. "Ich glaube, dass es im nächsten Jahr noch mal weniger Läden geben wird", vermutet Lisa Hinze. Gerade laufen die Corona-Hilfen-Prüfungen. Viele müssen Geld zurückzahlen. "Das wird für viele schwer."

Immer wieder muss Lisa Hinze während des Gesprächs zur Theke laufen und abkassieren. Ihre Ablöse ist noch nicht da. Lisa Hinze sagt ihrem Mann per SMS Bescheid, dass sie länger bleiben muss. Wieder mal.

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